Was denkt der ernährungswirtschaftliche Nachwuchs?

„Was denkt der ernährungswirtschaftliche Nachwuchs?“ Ergebnisse einer aktuellen DLG-Studie

Positives Image der Studiengänge – Gute berufliche Perspektiven – Einstellungen zu aktuellen Branchenthemen

Die heutigen Studenten sind die künftigen Fachleute, die in der Lebensmittel- und Konsumgüterindustrie, in der Forschung und Wissenschaft, aber auch in der Beratung, in Verbänden und im öffentlichen Dienst wichtige Entscheidungen treffen und die Weichen für zukünftige Entwicklungen stellen werden. Ziel der DLG-Studie „Ernährungswirtschaftlicher Nachwuchs“ war es zu erfahren, wie junge Nachwuchskräfte zu aktuellen und richtungweisenden Entwicklungen stehen und welche Einschätzung der aktuellen Branchensituation sie haben. Dafür wurden 305 Studierende an elf deutschen Fachhochschulen und Hochschulen sowie neun Universitäten in neun verschiedenen Studiengängen befragt. Die Studenten sollten dabei einschätzen, welche Themen aktuell und zukünftig von Bedeutung für die Ernährungswirtschaft sind.

Ernährungswirtschaftliche Studiengänge, so ein Ergebnis der Studie, verfügen über ein positives Image unter den Studierenden. Rund 70 Prozent der Studierenden erwarten später in einem interessanten und abwechslungsreichen Arbeitsumfeld zu arbeiten, das über gute berufliche Perspektiven verfügt. Auf die Frage nach dem Berufswunsch der Studierenden, antworteten die meisten, dass sie in der Lebensmittelindustrie arbeiten wollen (91 Prozent). Hier wünschen sich 60 Prozent einen Arbeitsplatz in Produktion, Einkauf oder Qualitätssicherung, 31 Prozent zieht es in Marketing oder Vertrieb. Eine berufliche Tätigkeit in der Lebensmittelüberwachung oder im Labor finden 37 Prozent interessant.

Ernährung versus Energie
Ein weltweit stark diskutiertes Thema ist seit einiger Zeit die Verwendung von Agrarrohstoffen zur Energieerzeugung. Dabei spielen die Diskussionen um Bioethanol-Produktion und Biodieselherstellung genauso eine Rolle wie Weizen oder Mais, die zur Biomasseverwertung angebaut werden. Damit befinden sich die Akteure im Zwiespalt zwischen Nahrungs- und Energieproduktion, aber auch in der prekären Situation, der drohenden Energieverknappung mit neuen Alternativen Einhalt gebieten zu können. Ernährung versus Energieerzeugung: Die deutliche Mehrheit der Studenten vertritt die Meinung, dass die Ernährung Priorität vor der Energieerzeugung haben sollte.

Kein Ende der Biowelle
Bei den Trends, die die Lebensmittelentwicklung beeinflussen, ist für drei Viertel des ernährungswirtschaftlichen Nachwuchses ein Ende der Biowelle nicht in Sicht. Auch das steigende Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher, so sind sich 69 Prozent der Befragten sicher, wird in Zukunft maßgeblichen Einfluss haben. Ebenso werden „Functional Food“-Konzepte (59 Prozent) und der zunehmende Convenience-Grad (52 Prozent) in der zukünftigen Produktentwicklung eine entscheidende Rolle spielen. Wellness-Aspekte als wichtiges Kriterium von Innovationsstrategien halten 42 Prozent der Befragten für relevant. Immerhin 35 Prozent sehen in Zukunft einen starken Einfluss ethischer Aspekte.

Bei konkreter Nachfrage zu Lebensmitteln, die im Rahmen des ökologischen Landbaus erzeugt werden, sehen drei Viertel der Studierenden die Entwicklung auch in Zukunft positiv. Knapp ein Drittel teilt die Einschätzung, dass die Zukunft für ökologisch erzeugte Lebensmittel sehr gut ist. Immerhin die Hälfte meint, dass die Entwicklung weiterhin positiv, knapp 14 Prozent denken, dass die weitere Entwicklung befriedigend verlaufen wird. Und nur fünf Prozent glauben, dass die Perspektiven ungünstig sind.

Asien nimmt größten Einfluss auf Produktentwicklung
Fragt man die Studierenden nach dem Einfluss verschiedener Regionen auf die zukünftige Entwicklung von Lebensmittelkonzepten, so sehen die Befragten die Region Asien (66 Prozent) als Trendsetter Nr. 1. Dahinter folgt mit großem Abstand Nordamerika (35 Prozent), auf Platz drei kommt die Mittelmeerregion (17 Prozent) vor Mittel- und Südamerika (15 Prozent), gefolgt von Frankreich und Italien (11 Prozent).

Positive Aussichten für regionale Spezialitäten
Die Internationalisierung der Ernährungswirtschaft ist eine Entwicklungstendenz. Auf der anderen Seite erleben wir heute auch eine Renaissance regionaler Produkte. Fragt man nach den Einschätzungen zu regionalen Spezialitäten, zeigt sich deutlich, dass die Studierenden glauben, dass diesen eine positive Zukunft beschieden ist: 38 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass regionale Spezialitäten weiterhin ein wichtiger Teil der kulturellen Identität sind. Ein Drittel sieht sogar Wachstumspotentiale für regionale Spezialitäten. Knapp ein Viertel der Befragten ist überzeugt, dass sich regionale Spezialitäten im Markt behaupten. Verbraucher fragen regionale Spezialitäten nach, weil sie oftmals ein größeres Vertrauen in diese Produkte haben, aber auch weil sie glauben, dass regional erzeugte und vermarktete Produkte, die noch dazu häufig aus ökologischem Landbau stammen, eine bessere Ökobilanz haben, als konventionell im großen Stil hergestellte Produkte.

Technologie-Motor Convenience
Was sind die Themen, die maßgeblich Auswirkungen auf den künftigen technologischen Fortschritt haben? Im Großen und Ganzen sieht der Führungsnachwuchs der Ernährungswirtschaft die Energieknappheit und die Rohstoffknappheit als den Motor, der den technologischen Fortschritt beschleunigen und so zu einer effizienteren Nutzung der Ressourcen führen wird. Nach den Einschätzungen der Studierenden zu Veränderungen in einzelnen Branchen gefragt, glauben 31 Prozent, dass die Convenience-Branche am stärksten durch strukturelle Veränderungen und Internationalisierung geprägt werden wird. Direkt dahinter folgt mit 30 Prozent die Fleischwarenbranche und mit noch einem Fünftel der Nennungen die Bierbranche.

Außerdem wurden die Studierenden befragt, in welcher der oben genannten Branchen sie denn den schnellsten technologischen Wandel wahrnehmen. Fast die Hälfte der Befragten sieht den schnellsten technologischen Wandel bei Convenience-Produkten. Dahinter folgen mit knapp einem Drittel Bier und mit deutlichem Abstand Molkereipodukte (16 Prozent) und Fleischwaren (14 Prozent).

„Grüne Gentechnik“ polarisiert
Deutlich über die Hälfte der Studierenden (58 Prozent) ist der Meinung, dass die grüne Gentechnik in den nächsten fünf Jahren in zunehmendem Maße eingesetzt wird. Knapp 30 Prozent glauben nicht daran, dass sich die Grüne Gentechnik durchsetzen wird. Vergleicht man diese Werte mit Verbraucherumfragen durch die GfK, ergibt sich folgendes Bild: Bei der GfK-Studie zur Gentechnik, die im Februar 2007 veröffentlicht wurde, lehnten 74,9 Prozent der Konsumenten die „Entwicklung und Einführung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln generell“ ab.[4] Diese Daten zeigen die Diskrepanz zwischen dem, was die Verbraucher wollen und wohin die Entwicklung laut Einschätzung der Studierenden gehen wird, nämlich zu einem verstärkten Einsatz der Grünen Gentechnik.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie sind im Buch zu den DLG-Lebensmitteltagen 2009 erhältlich. Das Buch kann zum Preis von 26,- EUR (DLG-Mitglieder 20,- EUR) bei der DLG-Verlags-GmbH, Eschborner Landstraße 122, 60489 Frankfurt am Main, Tel. 069/24788-451, Fax 069/24788-484, E-Mail: dlg-verlag@DLG.org. oder direkt im Online-Buch-Shop unter der Adresse www.DLG-Verlag.de bestellt werden.

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