10 x Merk-Würdiges über …
Bayerischen Hopfen
(1)Gewürz des Bieres. Hopfen hat’s in sich. Er ist natürlicher Konservierungsstoff, Arzneipflanze, Wellness-Ingredienz – und vor allem die „Würze des Bieres“. Hopfen vollendet den Geschmack, verlängert die Haltbarkeit des Bieres und verleiht ihm seine unverwechselbare Bittere. Und Hopfen prägt den Charakter der Biere. Nur dank der Fülle verschiedenster Hopfensorten können Bayerns Brauer eine Vielfalt von mehr als 40 Biersorten und über 4.000 Markenspezialitäten herstellen.
(2)Pflanze mit Inhalt. Der typische Hopfengeschmack steckt im Lupulin. Drüsen am Grund der Doldenblätter produzieren das goldgelbe Pulver. Lupulin enthält ätherische Öle und aromatische Harze, die Bitterstoffe. Botaniker nehmen an, dass Lupulin den Hopfen vor naschlustigen Vögeln und Insekten schützt. Auch Xanthohumol ist im Hopfen enthalten. Diese Substanz bewegt seit einiger Zeit die Wissenschaft, denn sie soll Bakte-rien, Viren, Entzündungen und freie Radikale, die berüchtigten Zellschädlinge, bekämpfen. Xanthohumol wurde bislang nur in einer chinesischen Heilpflanze entdeckt. Und im Hopfen! Prompt brachte eine bayerische Brauerei vor einigen Jahren Xan-Bier auf den Markt, mit dem zehnfachen Anteil an Xanthohumol.
(3)Hopfen-Zahlen. Dem Hopfen kann man beim Wachsen buchstäblich zusehen. Hopfenreben ranken sieben bis acht Meter hoch – täglich wachsen sie im Mai und Juni bis zu 15 Zentimeter. Das ist mehr als ein halber Zentimeter pro Stunde. Um 100 Liter Pils mit feiner Bittere abzurunden, braucht ein Braumeister nur 200 bis 220 Gramm Hopfen. Für Weißbier nimmt er gerade mal halb so viel.
(4)Wie im Nonnenkloster. Nur weibliche Hopfenpflanzen bilden das kost-bare Lupulin. Wird die Hopfenblüte befruchtet, leidet ihre Qualität. Deshalb sagt man, der Hopfengarten müsse wie ein Nonnenkloster sein: Männliche Pflanzen dürfen keine Wurzeln schlagen.
(5)Früher Hopfen-Hype. Seit langer Zeit schätzt man Hopfen auch als Heilmittel. Schon Paracelsus untersuchte seine Wirkung. Im 19. Jahrhundert wurde Hopfen als Wundermittel gehandelt. Quacksalber wollten mit dem „grünen Gold“ Haarausfall, gequetschte Finger, Pest und Cholera heilen.
(6)Heilpflanze Hopfen. Seit dem 20. Jahrhundert wird die Wirkung von Hopfen intensiv und streng wissenschaftlich untersucht. Sicher ist: Tagsüber beruhigt und entspannt Hopfen, ohne müde zu machen; nachts hilft er sanft beim Einschlafen. Die Polyphenole in den Blättern der Hopfendolden stärken das Immunsystem, lindern Entzündungsschmerz und beugen Karies vor. Auch eine positive Wirkung auf Herz und Kreislauf wird vermutet. Grund genug, den Hopfen auszuzeichnen: 2007 war er die Arzneipflanze des Jahres.
(7)Soweit das Auge blickt. Das weltweit größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet ist die Hallertau nördlich von München. Hier wächst auf über 15.000 Hektar rund ein Drittel der Welthopfenernte.
(8)Klein und fein. Feinster Aromahopfen gedeiht seit mehr als 1.000 Jahren in den Hopfengärten rund um Spalt. Im hügeligen fränkischen Seenland ranken die Pflanzen auf 430 Hektar. Hervorragende Hopfensorten ge-deihen auch in der Gegend um Tettnang am Nordufer des Bodensees. Das Anbaugebiet erstreckt sich von Baden-Württemberg bis ins bayerische Allgäu. Neben Tettnanger Aromahopfen kultivieren die Bauern auch Hallertauer Zuchtsorten.
(9)Hopfen? Unersetzlich. Um am Hopfen zu sparen, mischten in alten Zeiten liederliche Bierbrauer schädliche Geschmacksstoffe wie Ochsengalle oder Stechapfel ins Bier. Herzog Wilhelm IV. von Bayern erließ am 23. April 1516 das bis heute gültige Reinheitsgebot. Es beschränkte die Bierzutaten auf Wasser, Malz und Hopfen und machte Schluss mit der gefährlichen Bierpanscherei.
(10)Hopfen zupfen! Wenn Sie im Herbst beim Wandern in Flussauen oder Alpentälern Wildhopfen finden, zupfen Sie ein paar Dolden ab und schicken Sie sie an Anton Lutz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Hopfenforschungszentrum, Hüll 5 1/3, 85283 Wolnzach. Die Hopfenforscher untersuchen den Wildhopfen und nutzen die Samen, um neue, widerstandsfähige Hopfensorten zu züchten.