Rüdiger Hollweg

Rüdiger Hollweg, General Manager Kempinski Hotel Bahia Estepona: In der Definition Luxus steht der Mensch im Mittelpunkt

Rüdiger C.Hollweg ist schlichtweg der Prototyp des polyglotten Hotelmanagers: Er hat ausser in Deutschland und Spanien auch in Frankreich, Portugal, Zypern, USA und in Thailand gearbeitet. Und das immer in den feinsten Hotels am Platze. „Als Hotelmanager in der Luxus-Kategorie steht einem die Welt offen“, hört man den sympathischen schlanken Familienvater von zwei Kindern sagen. Das kommt nicht von ungefähr, da Hotelmanager aus Deutschland immer schon weltweit in noblen Hotels und Ferienanlagen hoch angesehen waren.

1977 hat Rüdiger Hollweg seine Ausbildung als Hotelkaufmann im Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski in München erfolgreich beendet. In den vergangenen 32 Jahren war er auf 3 Kontinenten in Luxushotels tätig, wobei er den klassischen Karriereweg beschritt. Mit fünf Sprachen ausgestattet arbeitete er sich von unten nach oben, zuerst als Kassenleiter, dann an der Rezeption, als Night Manager, Front Office Manager, Personalabteilungsleiter, Rooms Division Manager, Executive Assistent Manager bis er 1992 als General Manager ins Relexa Waldhotel in Stuttgart gerufen wurde. Von da an hat er meistens „schwere Zepter“ übernommen, wie er selbst sagt.

Im Interview mit Sissi v.Wittgenstein gibt Rüdiger C.Hollweg ein bisschen preis von sich, von seiner Arbeit und den Menschen, für die und mit denen er arbeitet. Und man nimmt ihm ohne Zögern ab, dass er Spass an seinem Beruf hat, auch wenn das Wochenende für ihn genaugenommen aus nur einem Tag besteht…..

Wann und wo waren Sie das erste Mal im Hotel als Direktor tätig?
Rüdiger Hollweg: Das war im Mai 1992. Ich bin damals aus Thailand wieder nach Deutschland gekommen und begann im Relexa Waldhotel Schatten in Stuttgart, das an der alten Solitude-Rennstrecke liegt. Der „Schatten“ war damals eine Institution in Stuttgart. Ich sollte dort anfangen, um die Gastronomie und das Hotel ein bisschen auf Vordermann zu bringen, weil der Anschluss verpasst wurde. Ich kam aus einem Superluxus Hotel in Thailand direkt in ein 4 Sterne Hotel. Mir hat das trotzdem sehr, sehr viel Spass gemacht und bin dort zweieinhalb Jahre geblieben. Es war ein sehr interessantes Haus und übrigens das einzige 4 Sterne Hotel, in dem ich je gearbeitet habe. Aber es waren persönliche Gründe, die mich nach Deutschland so schnell zurückholten. Einerseits war es eine Art Notlösung aus damaliger Sicht, andererseits kann ich nur sagen, dass es auch eine sehr schöne Erfahrung für mich war.

Was gefällt Ihnen in Ihrem Job als General Manager am Besten?
Rüdiger Hollweg: Die gesamte Aufgabe eines Hoteldirektors mit dieser vielfältigen Verantwortung für ein Hotel. Da ist der Kontakt mit den Gästen genauso wichtig wie der Kontakt mit den Mitarbeitern. Und das zu erfüllen, was die Gäste hier von uns erwarten. Ich bin ziemlich ehrgeizig und habe immer den Wunsch mehr aus dem zu machen, was ich bei Antritt vorfinde. Ich mag nicht etwas nur fortführen. Meistens habe ich schwere Zepter übernommen, und die damit zusammenhängende Herausforderung war für mich immer toll. Aus Tiefpunkten herauszukommen ist etwas, das mich reizt. Es war zwar manchmal schwierig, weil die Hotelbesitzer nicht immer so mitgezogen haben.

Wie haben sich die Bedürfnisse der Gäste im Sektor 5-Sterne Hotel geändert, über die Zeit?
Rüdiger Hollweg: Naja, früher ist man gereist, weil man was erleben wollte. Heute sind die Gäste erfahrene Reisende, kennen andere Top Destinationen und die Messlatte liegt heute bei weitem höher als früher. Von trainiertem und korrektem Service hat sich der Service auf lautlos elegant und individuell gewandelt, solange er perfekt ist. Man reist heute, um in schönen Hotels verwöhnt zu werden, mit den Annehmlichkeiten wie excellenter Service in der Gastronomie, im Spa, im Fitnessbereich sowie den sportlichen Möglichkeiten wie Golfen, Wassersport, Motorsport – die wir unseren Gästen mit Kooperationspartnern bieten können.

Sie haben einige Veränderungen im Kempinski Bahia Estepona vor, was ist Ihr nächstes Projekt?
Rüdiger Hollweg: Wir haben im letzten Jahr die Renovierung des gesamten Hotelkomplexes fertiggestellt. In die 147 Zimmer sind alleine 7 Millionen Euro zur Aufwertung investiert worden. Und das, obwohl das Hotel erst 9 Jahre alt war. Der Inhaber hatte den Wunsch, ein noch besseres Produkt zu schaffen und nicht abzuwarten bis es eventuell notwendig wird. Ich finde das sehr pro-aktiv, so etwas so frühzeitig zu tun. Mit der Investition haben wir ein sehr hochwertiges Zimmerprodukt geschaffen, wahrscheinlich das Beste, und haben die beste Suite, die es an der Costa del Sol gibt. Ja, ich glaube sogar in ganz Spanien: Für 1,6 Millionen ist eine Präsidentensuite gebaut worden, die Imperial Suite, die ihresgleichen sucht.

Zur Zeit arbeiten wir an einer neuen Spa. Die momentane Spa hat zwar einen Tiptop Service in Bezug auf die Anwendungen, aber von der Architektur her ist sie etwas veraltet. Deshalb ist es unser Ziel eine ganz neue Weltklasse Spa zu bauen und danach den Fitness- und Saunabereich aufwerten. Das ist ein grosses Projekt, das sich auch über ein paar Jahre hinziehen wird, da wir während der Bauzeit grosse Baustellen vermeiden wollen. Deshalb muss es peu-a-peu gemacht werden.

Dann sind wir im Moment auch dabei, in unserer Gastronomie weiter umzurüsten. Wir haben dieses Jahr das Cabaña del Mar fertiggestellt. Da wurden 260.000 Euros in das Restaurant direkt am Meer investiert.

In diesem Winter werden wir unser italienisches Restaurant La Brisa umbauen und „winterfest“ machen, mit einer Ausrichtung auf ganzjährige Küche, und nicht nur wie jetzt Sommerküche. Der Trend zur italienischen Küche hält an, italienisch wird immer gern gegessen.

Ihre Mitarbeiter sind mehrsprachig, was für den Gast sehr angenehm ist, speziell für den deutschen…
Rüdiger Hollweg: Ja, ich lege grossen Wert auf das Verstehen und Verstanden werden. Der Gast soll die Kommunikation mit den Mitarbeitern führen können, damit er besser verstanden wird, und man ihn besser bedienen kann. Wir fördern Sprachkenntnisse sehr. Viele unserer Mitarbeiter haben auch in unseren Betrieben in Deutschland, in der Schweiz und im übrigen Ausland länger gearbeitet. Dabei konnten sie nicht nur die Sprache erlernen, sondern gleichzeitig etwas über die Kulturen erfahren.

Wir sind im 10.Jahr des Hotel Kempinski Bahia Estepona. Gibt es eine Geburtstagsfeier?
Rüdiger Hollweg: Wir planten eine grosse Feier zum 10. Geburtstag, doch die momentane allgemeine wirtschaftliche Situation gibt eine solch grosse Feier nicht her. Üblicherweise wären das mit Werbeaktionen und allem drum und dran gleich über 100.000 Euros. Und da haben wir die Entscheidung getroffen, dass wir das lieber in die Verschönerung unseres Hotels stecken. Es ist nicht unbedingt, dass wir sparen, aber es trifft den Zeitgeist.

In der Hotelhalle steht ein grosser Formel-Rennwagen und vor dem Hoteleingang ein Renn-Kart. Das sind wohl nicht die Fahrzeuge, mit denen Sie ihre Klientel vom Flughafen abholen, oder?
Rüdiger Hollweg (lacht): Nein, nicht unbedingt. Wir wollen das Hotel im Markt mit einer sportlichen Ausrichtung anbieten. Die beiden Rennautos demonstrieren unseren Focus auf die sportlichen Aktivitäten, mit denen wir das Kempinski Bahia Estepona zukünftig offerieren. Einer unserer Kooperationspartner ist das exclusive Ascari Race Resort in Ronda. Das passt insofern sehr gut, da wir uns als ein sportliches Luxus-Resort sehen. Ascari bietet sehr viel, unter anderem interessante Fahrtrainings, die wir auch unseren Gästen anbieten wollen.

Der Hintergrundgedanke ist, sich mal so richtig ungezügelt mit einem PS-starken Auto auszutoben – just for fun -. Mit dem schönen Auto in der Garage kann man ja nur noch 120km/h in der Schweiz und 130km/h in Deutschland auf der Autobahn fahren – es gibt nur noch wenige Strecken, wo man richtig düsen darf. Mit dem luxuriösen Ascari Race Resort geben wir unserem Gast die Möglichkeit, mal wieder sportlich fahren zu können, nach Herzenslust. Wir locken sozusagen den Jungen im Mann, den Traum vom schnellen Fahren, einmal ein Rennfahrer zu sein, ein kleiner Schumi vielleicht, oder Alonso oder Button – je nach Nationalität und Vorliebe….

Ist das schnelle Fahren vielleicht auch Ihre liebste Freizeitbeschäftigung, wenn Sie mal Freizeit haben?
Rüdiger Hollweg: Nein, also um ganz ehrlich zu sein – ich hab immer eine straffe Woche. Und dann bin ich immer froh, wenn ich am Wochenende ein bisschen Zeit für die Familie habe. Wochenende ist sowieso nur ein Tag, weil ich eine permanente 6-Tage Woche habe, und den einen Tag widme ich der Familie, das ist mein erstes Hobby. Ansonsten liebe ich Sport, schwimme, laufe und mache Fitness.

Wenn Sie nicht Hoteldirektor geworden wären, wo wären Sie heute?
Rüdiger Hollweg: Ja, wenn alles so gelaufen wäre, wie das bei mir von Kind an gewünscht war….Ich komme aus einer Doktorenfamilie, mein Vater war Arzt, mein Bruder ist Arzt – das wäre ich heute: Arzt. Das war bei mir auch im Kopf so. Mich hatte der Numerus Klausus ganz hart erwischt. Ich hab zwar ein sehr gutes Abitur abelegt, war der 3.Beste in meiner Klasse. Aber es hat nicht ausgereicht für den Numerus Klausus. Ich hatte 2,3 und hätte 1,8 gebraucht. Das war ein bisschen weit weg. Ich hatte mich bei der ZVS beworben, der Zentralvergabestelle für Studienplätze. Ich habe gewartet, mich alle sechs Monate für einen Studienplatz beworben und brav die Warteliste abgewartet. Dann war ich 27, und ich war schon Abteilungsleiter in der Hotellerie, als ich endlich zum Studium hätte kommen können. Das war für mich damals noch ein ernster Gedanke: Soll ich ich das jetzt noch machen? Soll ich komplett umlernen und Arzt werden? Da haben mir alle gesagt, dass das verrückt wäre. Dann erst habe ich den Gedanken an den Arztberuf wirklich aufgegeben, mit 27. Heute bin ich auf der einen Seite ganz froh, dass es nicht so gekommen ist, auf der anderen Seite glaube ich schon, dass ich auch ein guter Arzt geworden wäre. Der Beruf hätte mir auch sehr viel Spass gemacht. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich dann endlich tatsächlich drüber weg war…..

Nun, als Hoteldirektor ist der Beruf des Arztes zwar erstmal optisch weiter weg, doch auch hier haben Sie ja mit Menschen zu tun, müssen ziemlich akribisch in gewissen Sachen vorgehen…
Rüdiger Hollweg: Ja, das stimmt. Auch hier habe ich den Kontakt zum Menschen, und wenn wir mal Luxus definieren – da steht der Mensch im Mittelpunkt. Einmal der Gast als unser Ernährer, aber auf der anderen Seite eben auch der Mitarbeiter, der die Serviceleistung erbringen muss, der motiviert sein muss, der geschult werden muss. Und man muss ja immer dran bleiben, denn es gibt nicht den Punkt wo man sagen kann: Jetzt bin ich fertig und wir können alles stehen und liegen lassen.

Ich vergleiche das gerne mit den Akrobaten, die die Teller auf einem Stab jonglieren und zum Drehen bringen. Erst Einen, dann noch Einen, und noch Einen… und sie müssen immer wieder zum Ausgangspunkt zurück, damit die Teller oben und am Drehen bleiben. So komme ich mir vor – wie ein Schwungrad. Aber es ist nie so, dass die Teller oben bleiben, denn wenn man aufhört zu schwingen, dann kommen sie wieder runter. Man muss ständig in Bewegung bleiben, sie immer wieder andrehen. Das ist für mich das Training im Hotelgewerbe. Dieter Weiss / Sissi v.Wittgenstein

Weitere Information: http://www.kempinski-spain.com/de/home/index.htm

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