Wo gibt’s fleischlose Alternativen in Deutschlands Restaurants?
In Deutschlands TV-Restaurantküchen sind Kochprofis prominent vertreten. Diese starke Präsenz täuscht über eine eklatante Schwäche hinweg: Kompetenz in kreativer, frischer vegetarischer Küche.
Das Info-Portal für Vegetarier delivia stellt seit Juli 2007 Adressen von Restaurants in Deutschland zusammen, in denen vegetarische Gerichte angeboten werden. Bei der Analyse von Internet-Auftritten deutscher GastStätten ergibt sich immer wieder das gleiche, traurige Bild: Entweder Fehlanzeige bei den fleischlosen Alternativen oder langweilige Standards, die landauf landab aus der
Kühltruhe oder der Dose kommen.
„Köche in Deutschland können zwar vom Aal bis zum Zicklein alles auf den Teller zaubern, was dem Schlachter vor die Klinge kommt, bei harmlosem Gemüse jedoch versagen die Künste der Küchenchefs in 99% der Restaurants,“ behaupten die Macher von delivia.
Das montägliche Elend, das auch den Restauranttester Rach immer wieder überfällt, scheint in Deutschlands Kochstuben leider weit verbreitet. LOHAS als Zielgruppe, mit ökologischem oder vielleicht sogar mit vegetarischen Ansprüchen? Deutschlands Speisekarten-Macher kapitulieren – und bringen lieber Geschnetzeltes auf den Tisch.
Die Analyse von Restaurant-Speisekarten ergibt ein düsteres Bild: Kartoffelgratin, Omelette oder Rösti sind die bevorzugten, jedoch zweifelhaften vegetarischen Alternativen des durchschnittlichen deutschen Küchenchefs. Saisonales Gemüse? Ist so selten wie Eskimo auf der Kö.
Auf der Suche nach Alternativen findet delivia immer wieder kreative Ausnahmen: Wie den Frankfurter Koch-Star Mirko Reeh und seinem im November 2008 eröffneten „Reehstaurant“ in der Frankfurter City. Im Interview mit delivia erklärt Reeh, der unter anderem bei VOX in der Koch-Arena zu sehen war, das mangelnde Engagement seiner Kollegen bei vegetarischen Alternativen: „Viele Köche haben mit der vegetarischen Küche einfach nix am Hut, machen sich auch daher keine Gedanken, wie man vegetarisch raffiniert kochen kann, und setzen demnach auch keine vegetarischen Gerichte auf die Speisekarte.
Was ich im Reehstaurant mache: immer wieder kleine Feinheiten zu suchen, wo man als Koch für den Vegetarier etwas Interessantes, Ansprechendes auf den Tisch bringt. Diese Gerichte entwickle ich mittlerweile sehr speziell, sodass die Gerichte wirklich besonders werden.“
Wie abwechslungsreich ein Profi vegetarische Speisen auf die Karte bringt, zeigen Reeh und sein Team im Restaurant und der Kochschule. Vier bis sechs Kochkurse pro Jahr widmen sich den Themen des fleischlosen Kochens, das Restaurant bietet zu jedem Gang eine vegetarische Alternative – eigentlich ein schönes Beispiel, wie’s überall sein könnte. „Feel Good Food“ statt Beilagen-Frust: Das findet delivia echt professionell und in Deutschlands Küchen nachahmenswert.
Das komplette Interview mit Mirko Reeh und Rezepte für außergewöhnliche vegetarische Kreationen finden Sie bei www.delivia.de