Haarmineralanalyse im „Konsument“-Test: Haarsträubend
Mangelhafte Analysen. Therapieempfehlungen mehr schädlich als nützlich.
Die Haarmineralanalyse (HMA) wird gerne als Untersuchungsmethode verkauft, die
zuverlässig eine Unterversorgung des Körpers mit Mineralstoffen und
Spurenelementen sowie Schadstoffbelastungen nachweist. „Konsument“ hat getestet,
inwieweit das Verfahren tatsächlich als Untersuchungsmethode geeignet ist. Fünf
Anbieter, darunter drei Apotheken, ein Institut für Mineralmedizin und ein Haarsalon,
wurden unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist eindeutig: Die
Haarmineralanalyse ist als allgemeine Untersuchungsmethode nicht zu empfehlen.
Mehr noch: Viele der auf der Analyse basierenden Therapieempfehlungen erwiesen
sich mehr schädlich als nützlich – und als teuer.
Die Haarmineralanalyse wird zwar zum Nachweis von Drogenkonsum standardmäßig
eingesetzt. Allgemeine Rückschlüsse auf den Ernährungs- und Gesundheitszustand sind
aber umstritten. Zwei gesunde Testpersonen ließen ihre Haarproben von fünf Anbietern
untersuchen. Zur Kontrolle wurde zeitnah zur Haarentnahme eine Blutuntersuchung in einem
zertifizierten Labor vorgenommen. Die Ergebnisse sind in vielerlei Hinsicht haarsträubend,
einmal ganz abgesehen von Wartezeiten von bis zu zwölf Wochen und Kosten – alleine der
HMA noch ohne empfohlene Nahrungsergänzungsmittel – von bis zu 150 Euro.
Bereits die von den Anbietern genannten Normalwerte zu verschiedenen Mineralstoffen und
Spurenelementen sind teils sehr unterschiedlich (sogar bis zu 300 Prozent) und lassen
Zweifel an der Seriosität der Analyse aufkommen – ebenso wie die teils drastisch
unterschiedlichen Ergebnisse der Anbieter zu ein und der selben Testperson. Bei der ersten
Testperson kam etwa eine der getesteten Apotheken auf einen sechs Mal höheren Bleiwert
als das Institut für Mineralmedizin. Doch auch bei den auf der HMA basierenden
Therapieempfehlungen stehen den Testern die Haare zu Berge.
„Konsument“-
Gesundheitsexpertin Bärbel Klepp: „Die Empfehlungen sind aus unserer Sicht oft nicht
nachvollziehbar. So wurde unter anderem einer Testperson von mehreren Anbietern trotz
hohen Selenspiegels ein selenhaltiges Nahrungsergänzungsmittel empfohlen. Der Haarsalon
riet wiederum – trotz Analyse und anfänglich individuellen Empfehlungen – dann offenkundig
standardmäßig zu Vitaminpräparaten „von der Stange“. Das führt nicht nur die Haaranalyse
ad absurdum, die empfohlenen Präparate sind zudem oft von zweifelhaftem Nutzen.“
Mehr noch, die Empfehlungen erwiesen sich zum Teil sogar als gesundheitsgefährdend:
Eine der Apotheken riet zu Nahrungsergänzungsmitteln, mit denen allein die von der
Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegte tägliche Obergrenze
für Kalzium um mehr als das Vierfache, bei Magnesium fast um das Doppelte und bei Zink
um mehr als das Dreifache überschritten würde. Klepp: „Das und zahlreiche weitere
Ungereimtheiten lassen nur einen Schluss zu: Die Haarmineralanalyse ist als allgemeine
Untersuchungsmethode nicht empfehlenswert, teuer und die darauf aufbauenden
Therapieempfehlungen zum Teil gesundheitlich bedenklich. Also Hände weg davon und im
Fall von chronischer Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Unwohlsein den Arzt aufsuchen.“
Alle Infos zu diesem Test gibt es ab sofort online auf www.konsument.at und ab 26. Februar
in der März-Ausgabe von „Konsument“.