Wirtschaftskrise beflügelt Sex- und Liebesleben

Besinnung auf Werte lässt Partner enger zusammenrücken

Nach jüngsten statistischen
Erhebungen verzeichnen Online-Dating-Plattformen seit dem Beginn der
Rezession steigende Zugriffszahlen. Der Stress auf der Jagd nach mehr
Einkommen und die Angst vor Arbeitslosigkeit führen zu einer steigenden
Dopamin-Ausschüttung im Gehirn. Dopamin wird mit romantischer Liebe und
Glücksgefühlen assoziiert, wie die Anthropologin und Buch-Autorin Helen
Fisher http://www.helenfisher.com von der Rutgers University meint.

„Natürlich besinnt man sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf die
wahren Werte“, meint die Parship-Psychologin Caroline Erb
http://www.parship.de. „In Krisenzeiten spielt
Familienzusammenhalt wieder eine stärkere Rolle. Man rückt wieder näher
zusammen.“ Das ständige Hören von negativen Nachrichten führe zu einer
Relativierung und bekomme eine gewisse Abstraktion. „Das führt aber
dazu, sich zu besinnen, welche Dinge im Leben eigentlich wichtig sind.“
Fisher schreibt, dass die stressstarken Zeiten das Gefühl von
Anziehungskraft deutlich steigern. „Das heißt man wird dafür einfach
anfälliger“, so die Psychologin.

Auffällig ist, dass Online-Datingbörsen in den vergangenen Monaten regen
Zulauf erfuhren. Bei den großen Plattformen eHarmony und Match.com
berichten die Betreiber von Zuwachszahlen von 20 Prozent während der
vergangenen Monate. Auch Plattformen, die Sextoys verkaufen, erfreuen
sich trotz Wirtschaftskrise regen Zulaufs. Ken Herron, Chief Marketing
Officer der Gay-Plattform Manhunt spricht von Massenanmeldungen bei der
Dating-Site am 29. September – dem Tag, an dem der Dow Jones extrem
abgesackt ist. „Klar, wenn Menschen alleine sind, suchen sie nach
Anschluss und natürlich auch nach Liebeskontakten. Einer YouGov-Studie
http://www.yougov.com unter mehr als 20.000 erwachsenen Briten im
November 2008 ergab, dass Sex als populärste Low-Cost-Aktivität
angeführt wurde.

Doch nicht alle Experten teilen die Meinung des Sexfests im Sinne von
Helen Fisher. „Wirtschaftlich harte Zeiten können Menschen ängstlich
machen, weil es eventuell mit einer Jobänderung oder einer Veränderung
der Gewohnheiten wie etwa längerer Arbeitszeit einhergeht“, so
Sextherapeutin Denise Knowles. „Am Ende bleibt da nicht viel Lust auf
Sex, vor allem dann nicht, wenn die Arbeitstage länger geworden sind.“
Es sei nichts Neues, dass das Selbstwertgefühl in Krisenzeiten sinkt –
das gelte vor allem für die, die ihren Job verloren haben. „Dann stürzt
das Begehren gemeinsam mit dem Selbstwertgefühl und dem Respekt.“ Für
den Fall, dass das Begehren vorhanden bleibe, schwindet die Fähigkeit,
dieses Begehren auch durchzusetzen. Fehlendes Selbstbewusstsein wird
häufig als Ursache für sexuelle Probleme bei Männern beschrieben.

Es sei aber auch argumentierbar, dass wirtschaftliche Probleme die
sexuelle Erfüllung bei Frauen deutlich hebt, wie dies in einer Studie
von Thomas Pollet von der University of Newcastle http://www.ncl.ac.uk
herauskam. Demnach hatten Frauen mit reichen Männern deutlich mehr
Orgasmen als mit finanziell angeschlagenen. Nach Pollet spiele Geld bei
der Erfüllung von sexueller Zufriedenheit bei Frauen eine Hauptrolle.

Ein eindeutiges Urteil, ob die Wirtschaftskrise das Beziehungsleben nun
glücklicher oder weniger glücklicher mache, gebe es nicht, meint die
Autorin Susan Quilliam http://www.susanquilliam.com . „Vielleicht
bringen uns wirtschaftliche Krisenzeiten zwar näher zusammen, machen uns
dann aber unfähig, diese Früchte auch zu ernten und zu genießen.“ Wolfgang Weitlaner

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