Lebensmittelindustrie verwendet neuen „Nährwertkompass“

Lebensmittelindustrie verwendet neuen „Nährwertkompass“

Bereits vor 15 Jahren haben die
Lebensmittelhersteller damit begonnen, ihre Artikel mit
Nährwertangaben zu kennzeichnen – auf Grundlage einer EU-Richtlinie,
die in ihren Grundzügen auf die Freiwilligkeit der Hersteller setzt.
Heute findet man auf den meisten Lebensmitteln, die in Österreich
angeboten werden, eine Nährwerttabelle. Um die Konsumentinnen und
Konsumenten umfassend über den Gehalt von Energie und Nährstoffen in
Lebensmitteln aufzuklären, soll die Nährwertkennzeichnung nun mit
einer neuen EU-Verordnung verbindlich vorgeschrieben werden.

Die Lebensmittelindustrie wartet allerdings nicht, bis der
Gesetzgeber tätig wird. Sie stellt ihr Angebot schon jetzt auf einen
neuen Nährwertkompass um, der auf Richtwerten für die Tageszufuhr
basiert, der GDA (Guideline Daily Amount)-Kennzeichnung. Dabei werden
Kaloriengehalt und Hauptnährstoffe wie Zucker, Fett, gesättigte
Fettsäuren sowie Natrium (Salz) deutlich hervorgehoben. Der Kompass
weist den Anteil aus, mit dem eine Portion des jeweiligen
Lebensmittels zur Deckung der täglich empfohlenen Zufuhr an Energie
oder den einzelnen Nährstoffen beiträgt. Die zugrundeliegenden Werte
sind realistisch gewählt und wissenschaftlich fundiert: Sie basieren
im Wesentlichen auf den Ergebnissen des von der Europäischen
Kommission finanzierten EURODIET-Projektes
( http://eurodiet.med.uoc.gr ) zur Festlegung europäischer
Ernährungsrichtlinien.

„Die Hersteller und ihre Interessenverbände nehmen ihre
Verantwortung für die Aufklärung ihrer Kunden wahr. Eine seriöse
Nährwertkennzeichnung kann wesentlich dazu beitragen, dass die
Verbraucherinnen und Verbraucher jene Kaufentscheidungen treffen,
die ihren individuellen Ernährungsbedürfnissen entsprechen. Eine
bloße Kennzeichnung kann jedoch niemals Erziehung ersetzen – sie
wird immer nur eine unterstützende Rolle einnehmen. Ernährungswissen
muss auf einer breiten Basis, also sowohl im Elternhaus als auch an
den Kindergärten und Schulen, vermittelt werden. Die Kennzeichnung
von Nährstoffen auf der Verpackung wird nur dann einen wirkungsvollen
Beitrag zur Lösung von ernährungsbedingten Gesundheitsproblemen
leisten können, wenn im Erziehungs- und Bildungssektor die
notwendigen Vorarbeiten geleistet sind“, betont der Geschäftsführer
des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie, Michael Blass, in diesem
Zusammenhang.

Skeptisch zeigen sich die Hersteller laut Blass gegenüber der
immer wieder diskutierten „Ampelkennzeichnung“ auf Lebensmitteln.
„Die Farbkennzeichnung wäre ein Irrlicht, weil wissenschaftliche
Grundlagen dafür fehlen. Eine stigmatisierende Bewertung einzelner
Lebensmittel mit einem ,Stopplicht’ ist nicht sinnvoll, weil es für
die Verbraucher auf die gesamte Zusammenstellung ihrer Kost und auf
eine Reihe anderer Faktoren wie Bewegung und Lebensstile ankommt. Wer
hätte außerdem etwas von einer roten Ampel, die von praktisch allen
Süßwaren leuchtet? Das rote ,Warnsignal’ würde nicht nur für Speck
und Butter, sondern auch für Olivenöl, Halbfettmargarine oder die
‚gesunde’ Banane gelten“, betont Blass.

Auf den ersten Blick scheint die Ampel eine einfache Orientierung
für Konsumentinnen und Konsumenten zu bieten – dieser Eindruck
täusche jedoch: „Die Ampel ebnet ernährungsphysiologisch wichtige
Unterschiede zwischen den Lebensmitteln ein. Ein Schwarz-Weiß-Raster
mit ‚guten’ und ’schlechten’ Produkten ist irreführend. Im Rahmen
einer ausgewogenen Ernährung sollten alle Lebensmittel ihren Platz
finden. Die Ampel bietet keine Hilfe, sich entsprechend dem
individuellen Bedarf und Geschmack ausgewogen zu ernähren.
Schließlich sollen Essen und Trinken nicht nur Energie und Nährstoffe
für unseren Körper bereitstellen, sondern auch Freude und Genuss
bedeuten“, unterstreicht Blass abschließend.

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