Luxus-Reisebus als fahrendes Internet-Cafe

Tunesiens Superdatenhighway im Internet-Autobus –
Der Autobus bringt das Internet direkt ins Dorf

Ein Luxusreisebus auf dem Weg in eine
kleine Ortschaft in Tunesien ist kein unüblicher Anblick. Der blaue
Autobus transportiert aber keine Touristen, sondern ist ein fahrbares
Internet-Cafe für Dorfbewohner, die mit dem World-Wide-Web vertraut
gemacht werden sollen. Der Autobus wird von einem Pickup mit einer
Satellitenschüsel auf der Ladefläche begleitet, berichtet BBC. Tunesien
gehört zu den Ländern, die die stärkste Internetzensur weltweit hat,
berichtet die Organisation Reporter ohne Grenzen http://www.rsf.org .

Dennoch will die Regierung des nordafrikanischen Landes fördern, dass
jeder Staatsbürger Zugang zum Netz hat, selbst jene in den entlegensten
Dörfern.

Die Internet-Autobusse, die von der Association Pour La Solidarite
Numerique (Gesellschaft für digitale Solidarität) bereitgestellt werden,
versorgen Dörfer wie etwa Ain Ek Misha zwei Mal pro Woche.
Grundidee
hinter dem Internet-Bus ist es, das digitale Zeitalter auch in jene
Regionen zu bringen, die keinen Strom, kein Internet-Cafe und auch keine
Transportmöglichkeit in eine größere Stadt haben, wie
Organisations-Gründerin Soumaya Chelbi meint. „Das Wichtigste dabei ist,
dass die Menschen lernen, wie man das Internet sinnvoll nutzen kann.“

Mit einer kleinen Besatzung und einem Bus hat das von der Regierung
betriebene Unternehmen begonnen. Heute fahren insgesamt 20 solcher
Autobusse durch das Land. Für die Landbevölkerung ist die Nutzung
kostenfrei.

Vor allem Kinder und Jugendliche haben sehr großes Interesse an dem
System, berichtet BBC. Viele haben Verwandte oder Freunde in Europa und
wollen mit diesen in Kontakt treten. Ein weiterer Grund, warum viele der
Jugendlichen diesen Service nutzen, ist auch der Bildungswille. „Mein
älterer Bruder arbeitet in Europa und er erzählt mir, wie das Leben dort
ist. Ich muss sehr hart in der Schule arbeiten“, erzählt der 14-jährige
Ahmad. Ahmad bringt darüber hinaus seiner Mutter und seiner Großmutter
die Grundregeln des Internet bei. „Sie wollen natürlich in erster Linie
mit meinem Bruder und mit anderen Verwandten in Verbindung treten.“

Generationen mit solchen Mitteln miteinander kommunizieren zu lassen,
ist verhältnismäßig billig. Der Nutzen daraus ist allerdings sehr groß.
Für viele werden die Internet-Kenntnisse auch sofort für eine
Verbesserung der Arbeitssituation genutzt. „In unserer Region findet man
nur sehr schwer einen Arbeitsplatz“, meint Marayam, die einen Job als
Sekretärin sucht. „Es gibt keine Büros hier und ich muss einen Weg
finden, um in Tunis zu arbeiten und Geld zu verdienen.“ Der Internet-Bus
gibt ihr die Möglichkeit nach neuen Arbeitsmöglichkeiten zu suchen und
sich gleich online zu bewerben.

Die Flotte der Internet-Autobusse parkt in der Nacht im Business-Park
Tunis – in unmittelbarer Nähe der Headquarters der großen IT-Unternehmen
Sony, Samsung und Panasonic, die auch das technische Equipment für die
Busse kostenfrei zur Verfügung gestellt haben. Zudem sorgen sie dafür,
dass die Computersysteme regelmäßig upgedated werden. In einem Land, in
dem das digitale Zeitalter zu einem Boom an neuen Jobs geführt hat,
spielen diese Autobusse eine Schlüsselrolle am Internet-Highway. Mit dem
Anwachsen der Internet-User steigt auch die Forderung nach dem Ende der
Zensur im tunesischen Netz. Wolfgang Weitlaner

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