Vitaminpräparate – kein Schutz vor Krebs?
Forscher des Brigham and Women`s Hospitals und der Harvard Medical School in Boston fanden in einer repräsentativen Studie keine Auswirkungen von supplementierten Antioxidantien auf das Krebsrisiko bei Frauen. Die Anwendung teurer Vitaminpräparate bleibt somit weiterhin fragwürdig.
Der tägliche Verzehr von Obst und Gemüse senkt das Risiko, an Krebs zu erkranken. Dies bestätigen epidemiologische Beobachtungen sowie wissenschaftliche Studien mit vitaminreichen Nahrungsmitteln. Die molekulare Krebsforschung identifizierte mittels in vitro-Untersuchungen zahlreiche krebshemmende Mechanismen, die durch Vitamine beeinflusst werden. Insbesondere die antioxidativ wirksamen Vertreter Vitamin E, Vitamin C und beta-Carotin erwecken seitdem großes Interesse in der Krebsprävention. Studien zur Wirksamkeit einer gezielten Supplementation solcher Antioxidantien erbrachten allerdings eher uneinheitliche und zum Teil widersprüchliche Ergebnisse.
Doktor Jennifer Lin und ihre Kollegen veröffentlichten jetzt Ergebnisse der Women’s Antioxidant Cardiovascular Study (WACS). Sie untersuchten unter anderem die Auswirkungen von Vitaminsupplementen auf das Krebsrisiko von Frauen. 7.627 Patientinnen nahmen hierfür acht bis zehn Jahre täglich Vitamin C-, Vitamin E- oder Beta-Carotin-Präparate ein. Die zugeführten Mengen lagen dabei in einer Größenordnung, wie sie durch alleinigen Verzehr vitaminreicher Lebensmittel nicht zu erreichen sind. 624 der beobachteten Frauen erkrankten im Beobachtungszeitraum an Krebs, 179 starben infolge der Krankheit. Einen krebsvorbeugenden Effekt der hohen Vitamingabe konnte das Forscherteam im Vergleich mit der Placebogruppe nicht nachweisen. Ihren Schlussfolgerungen zufolge weisen Tabletten mit isolierten Antioxidantien keine generellen krebspräventiven Eigenschaften auf. Den für bestimmte Krebsarten in einigen Studien dokumentierten schützenden Effekt supplementierter Vitamine, konnten Lin und ihre Mitarbeiter somit nicht bestätigen. Aufgrund fehlender gesicherter Nachweise sind Empfehlungen zu den meist teuren und hochdosierten Präparaten auch weiterhin kritisch zu betrachten. Bei stark erniedrigten Blutspiegeln kann eine Therapie mit dem entsprechenden Antioxidans durchaus angebracht sein. Diese sollte allerdings nur in Absprache mit einem fachkundigen Arzt erfolgen, um Überdosierungen zu vermeiden. Von einer „selbstverordneten Vitaminbehandlung“ zum Schutze der Gesundheit ist eher abzuraten.