Kastilien

Lebendige Traditionen und Kultur in Kastiliens Städten

Mit an die 40 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Stätten gehört Spanien zu den führenden Kulturdestinationen Europas. Allein drei der insgesamt 9 Weltkulturerbe-Städte liegen im Herzen Spaniens, auf den Hochebenen von Kastilien und León.

Wie Gold glänzt die Stadt im untergehenden Licht der Sonne. Der gelbe Sandstein der Häuser und Paläste mit ihren plateresken Fassaden, jenem ganz eigenen Kunststil, der in Salamanca seinen absoluten Höhepunkt erreicht, strahlt die Wärme des Tages wider. Jetzt, wenn der Tag sich seinem Ende zuneigt, scheint das Leben in Salamanca, einer der ältesten Universitätsstädte Spaniens im Herzen Kastiliens, zu erwachen. Die zahlreichen Studenten, Besucher und Bewohner zieht es in die Cafes und Bars rund um die wohl schönste Plaza Mayor in Spanien mit ihren Kolonnaden und Galerien.

Das Zentrum Salamancas erreicht der Besucher über die alte romanische Brücke, die den Rio Tormes überspannt, an dessen Ufer schon Lazarillo, der erste Schelm der Weltliteratur, seine Träume von einem besseren Leben träumte. Der Blick geht hinüber zu den Kuppeln der beiden Kathedralen, der romanischen Santa Maria de la Sede aus dem 12. Jahrhundert und der Neuen Kathedrale, erbaut in einer Stilmischung aus Gotik, Renaissance und Barock. Ganz in ihrer Nähe befindet sich die „Casa de las Conchas“, das prächtige Muschelhaus, ein Palacio, dessen Fassade völlig mit steinernen Jakobsmuscheln, dem Symbol der Pilger auf dem Jakobsweg, überzogen ist. Die Front der alten renommierten Universität Salamancas wird geschmückt von überwältigend schönen Motiven im plateresken Stil, mit Königs- und Adelswappen. 1988 wurde Salamanca zum UNESCO Kulturerbe der Menschheit erklärt. Die Atmosphäre der Stadt ist einmalig, atmet man hier doch in einem unvergleichlichen Zusammenspiel lebendige Tradition, Kultur und Wissenschaften, aber auch eine ungeheure Lebensfreude und sprichwörtliche Leichtigkeit des Seins. Es gibt wohl nicht viele Städte dieser Welt, die auf junge und ältere Menschen gleichermaßen so anziehend wirken wie Salamanca. Nicht von ungefähr gehört sie zu den beliebtesten Städtezielen Spaniens. Besonders bei Sprachurlaubern bietet die Universität Salamancas eines der größten Sprachlern-Programme des Landes für Ausländer sowie gemeinsame Kurse mit spanischen Studenten in den verschiedensten Themenbereichen, vom Spanischen Tanz über Kino und Musik und vieles mehr. Hier finden angehende Übersetzer, Angehörige technischer Berufe, Lehrer und Unternehmer speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Programme. Alljährlich gibt es Sommerkurse für Jedermann, aber auch Intensiv-Sprachkurse für den Herbst oder Winter. Daneben finden Sprachlernende eine große Anzahl von privaten Sprachlehrinstituten.

Bereits seit den Anfängen der Universität, als Alfons X. das Studium Generale einführte und Papst Alexander VI. den Abschlüssen universale Gültigkeit zuerkannte, widmete sich Salamanca der Kultur und Bildung. Die großen Intellektuellen und Gelehrten Spaniens, wie der Theologe Fray Luis de León oder der Philosoph Miguel de Unamuno unterrichteten hier. 1492 veröffentlichte Antonio Nebrija hier die erste Grammatik in kastilischer Sprache. Kurz darauf setzten sich die italienischen Meister und ihr Humanismusgedanke durch. Salamanca wurde bekannt als das „spanische Athen“, als die „Republik der Geisteswissenschaften“. Heute ist Salamanca eine bedeutende Etappe auf den beiden großen spanischen Kulturrouten, dem „Weg der Kastilischen Sprache“ und der alten Silberroute der Römer, der „Via de la Plata“.

Avila – Eine zu Stein gewordene Legende

Wer auf dem Weg der kastilischen Sprache weiterreist, entdeckt sie schon von weitem: Die mächtige Stadtmauer mit ihren zinnenbekrönten Türmen, die Avila umgibt und ihr bedeutendstes Wahrzeichen und der ganze Stolz ihrer Bewohner ist. Diese weltweit am besten erhaltene Stadtmauer beeindruckt allein schon aufgrund ihrer Ausmaße: Ihr rechteckiger Grundriss hat einen Umfang von 2,5 km. Sie ist 12 Meter hoch und drei Meter breit. Dahinter steigt die mächtige Gebirgskette der Sierra de Gredos empor. Avila, die Stadt der Heiligen Theresa, hat bis heute ihre feierliche kastilische Strenge zwischen Mauern und Steinen bewahrt. Kaum eine andere Stadt spiegelt so den kastilischen Geist jener Zeit, in dem militärisches und religiöses Denken und Tun eng verknüpft waren und die Geschicke einer ganzen Epoche bestimmten, wider. Noch immer umfängt einen jener Hauch des Mystischen eines Juan de la Cruz, des großen Mystikers der Stadt, tritt man durch eines ihrer Stadttore und schlendert über das Kopfsteinpflaster der engen Gassen der Altstadt. Und überall begegnet einem die Heilige Theresa von Avila. Dort sitzt sie in Stein gehauen in ihrem weißen Nonnen-gewand zwischen den Besuchern auf den Treppenstufen hinauf zur Kathedrale, in der Kirche San Juan, in dessen Taufbecken sie ihre Taufe erhielt oder im Garten des Konvents de Santa Teresa, der auf den Grundfesten ihres Elternhauses errichtet wurde. Beim Besuch der Klöster sollte man auf keinen Fall vergessen, das sehr weltliche Süßgebäck, das dort hergestellt wird, zu probieren, wie beispielsweise die „Yemas“ von Santa Teresa. 1985 wurden die Altstadt Avilas und die Kirchen außerhalb der Stadtmauern von der UNESCO zum Kulturerbe der Menschheit erklärt.

Segovia: Römisches Wunderwerk und Märchenschloß

Im gleichen Jahr erhielt auch die dritte UNESCO-Stadt Kastiliens, Segovia, ihren Titel als Kulturerbe der Menschheit. Weltberühmt ist der riesige, 28 m hohe Aquädukt, dem Tor zur Altstadt Segovias. Von den Römern erbaut, um Wasser aus dem 18 km entfernten Rio Frio in die Stadt zu befördern, ist er bis heute Zeugnis für die römische Epoche der Stadt, in der Segovia als militärischen Stützpunkt ausgebaut wurde. Bis in unsere Tage sind vom Aquädukt der vollständige Lauf der Mauern sowie drei der ursprünglich fünf Tore erhalten. Das beeindruckende Bauwerk mit aus zwei übereinander liegenden Bögen, die auf 128 Säulen ruhen, lässt jeden Besucher staunen. Am Aquädukt vorbei gelangt man in die Altstadt, deren gotische Kathedrale besonders sehenswert ist und zum Alcázar, jener märchenhaften Burg, die einst Sitz des Königshauses war und die viele aufgrund ihrer malerischen Silhouette als schönste Burg Spaniens bezeichnen.

Bei aller Kultur und den großartigen Zeugnissen der Vergangenheit locken die Städte Kastiliens aber auch mit einer ausgesprochen guten und herzhaften Küche, für die vor allem die knusprig gebackenen Spanferkel und Milchlämmer charakteristisch sind. Dazu gehört wie überall in Spanien ein guter Tropfen Rotwein und viel spanische Gemütlichkeit in den zahlreichen Restaurants, Bars und Cafés.

Informationen in den spanischen Fremdenverkehrsämtern:
www.tourspain.es

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