Krumme Gurken in der EU wieder erlaubt
26 Vermarktungsnormen werden abgeschafft
Für 26 Arten von Obst und Gemüse wird es künftig keine Vermarktungsnormen mehr geben. Das sieht ein Vorschlag der EU-Kommission vor, der bei 16 Gegenstimmen am 12. November 2008 von den EU-Mitgliedstaaten angenommen wurde. Die krumme Gurke und anderes nicht der „Norm“ entsprechendes Obst und Gemüse darf dann wieder in den Verkauf kommen und profitiert von den Bemühungen, die EU-Regeln zu vereinfachen und Bürokratie abzubauen.
Die 26 Erzeugnisse, für die die Normen aufgehoben werden, sind: Aprikosen, Artischocken, Spargel, Auberginen, Avocados, Bohnen, Rosenkohl, Karotten, Blumenkohl, Kirschen, Zucchini, Gurken, Zuchtpilze, Knoblauch, Haselnüsse in der Schale, Kopfkohl, Porree, Melonen, Zwiebeln, Erbsen, Pflaumen, Staudensellerie, Spinat, Walnüsse in der Schale, Wassermelone und Chicoree.
Für zehn Arten von Obst und Gemüse bleiben die Vermarktungsnormen bestehen. Aber auch für diese Arten können die Mitgliedstaaten den Verkauf von nicht der Norm entsprechender Ware erlauben, sofern sie entsprechend gekennzeichnet sind und von Erzeugnissen der Güteklassen I und II unterschieden werden können. Die zehn Erzeugnisse, für die die Vermarktungsnormen bestehen bleiben sind: Äpfel, Zitronen, Kiwis, Salate, Pfirsiche und Nektarinen, Erdbeeren, Gemüsepaprika, Tafeltrauben und Tomaten. Der Handelswert dieser zehn Erzeugnisse macht nach Angaben der EU 75 Prozent des EU-Handelswertes aus.
Die Änderungen müssen noch formell verabschiedet werden und gelten ab 1. Juli 2009.
Die Abschaffung der Vermarktungsnormen trifft bei Handel und Erzeugung auf Kritik: Das Kind werde mit dem Bade ausgeschüttet, brachte es Willi Kampmann als Vertreter des Deutschen Bauernverbands in Brüssel auf den Punkt. „Im Moment weiß der Händler, was er einkauft, und der Käufer weiß, was er bekommt.“ Die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse e. V. befürchtet, dass es in Zukunft zu einer Inflation von verschiedenen Normen des Handels und der Wirtschaft kommen werde. Der Verbraucher werde dann anhand der Normenauszeichnung keine klare Kaufentscheidung mehr fällen können. Ähnlich sehen die Befürchtungen des Deutschen Fruchthandelsverbandes aus. Große Erzeugerorganisationen könnten möglicherweise eigene Normen entwickeln. Das bedeute am Ende wieder mehr und nicht weniger Bürokratie.
aid, Renate Kessen