BLL kritisiert Lebensmittelampel als Scheinlösung – Folgen werden nicht bedacht
Die Politik diskutiert im Rahmen der Verbraucherschutzministerkonferenz am 18./19. September 2008 erneut die Nährwertkennzeichnung mit Ampelfarben für Lebensmittel. Diesem Ansatz der Nährwertinformation widerspricht der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL), Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft, entschieden.
“Die Minister dürfen die Folgen einer solchen Scheinlösung außer Acht lassen. Bisher hat keiner der Diskussionsbeteiligten auch nur versucht zu klären, ob und wie die Verbraucher eine Ampelkennzeichnung in der Praxis umsetzen und was durch diese Farben im Markt verursacht wird“, kritisiert Prof. Dr. Matthias Horst, Hauptgeschäftsführer des BLL.
Ein nur scheinbar einfaches Ampelmodell wird propagiert, ohne dass es der Komplexität der Ernährung gerecht wird. Es kann in der Praxis nicht weiterhelfen. Es birgt sogar Risiken. Beispielsweise ist nicht geklärt, ob sich durch diese missverständlichen Farbsignale nicht die Nährstoffversorgung verschlechtert. Ernährungswissenschaftler, die wissen, dass einzelne Lebensmittel nicht mit gut oder schlecht zu bewerten sind, wurden anscheinend nicht zu Rate gezogen. Kosten, die im Zusammenhang mit diesem unsachlichen Kennzeichnungsmodell entstehen, werden ebenfalls außer Acht gelassen.
Erste Erfahrungen aus Großbritannien deuten darauf hin, dass eine Lebensmittelampel keine positiven Auswirkungen hat. „Demnach geht es nicht um die Sache und wirkliche Lösungen, sondern um populistisch-politische Debatten. Sowohl auf europäischer Ebene als auch inzwischen in Großbritannien wenden sich Politiker von der Ampel ab. Keiner glaubt ernsthaft, dass eine Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln ein Mittel gegen Übergewicht sein kann“, wertet Horst die Diskussion. Das Ziel der Politik müsse es sein, sich um wirklich hilfreiche Maßnahmen zu bemühen, sich der Aufklärung, Hilfestellung, Bildung und Motivation anzunehmen, vor allem von besonders betroffenen Risikogruppen.
Die Lebensmittelwirtschaft engagiert sich mit vielen Aufklärungsmaßnahmen rund um das Thema Ernährung und gesunder Lebensstil und setzt sich bereits seit langem auf freiwilliger Basis für ein Mehr an Nährwertkennzeichnung ein. Das zeigt die weite Verbreitung der Nährwert- und Kalorienangaben im Markt, auch in Form des ausführlichen GDA-Modells. Die Lebensmittelwirtschaft fordert, dass Nährwertkennzeichnung dabei immer sachlich bleiben und sich auf die Fakten konzentrieren muss.