Europaweites Schulfruchtprogramm
Was Deutschland von anderen Staaten lernen kann
Frei nach dem Motto „Gegessen wird, was leicht verfügbar ist“ will die EU-Kommission mit Hilfe eines Schulfruchtprogramms den Obst- und Gemüseverzehr von Kindern und Jugendlichen nachhaltig steigern. Ab dem Schuljahr 2009/10 sollen die teilnehmenden Mitgliedsländer jedem Schulkind regelmäßig ein Stück Obst oder Gemüse während des Schultages anbieten. Die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten können selbst entscheiden, ob sie ein solches Schulfruchtprogramm durchführen möchten. Wie aus einem Vorschlag der Europäischen Kommission an den Rat und das Parlament hervorgeht, kommt die EU für mindestens 50 Prozent der anfallenden Kosten auf. Den Rest steuern die teilnehmenden Länder bei.
In Deutschland gibt es – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern – bislang nur wenige und regional begrenzte Schulfruchtprogramme. Die Gesundheitskampagne „5 am Tag e. V.“ forderte bereits im Oktober 2007 die Einführung eines bundesweiten Schulfruchtprogramms in Deutschland. Die August-Ausgabe der aid-Fachzeitschrift „Ernährung im Fokus“ beschäftigt sich deshalb unter anderem mit der Frage, was Deutschland aus den Erfahrungen der anderen Länder lernen kann und wovon der nachhaltige Erfolg eines Schulfruchtprogramms abhängt. Die Dr. Rainer Wild-Stiftung hat Studien aus Dänemark, Norwegen, den Niederlanden, Großbritannien und Irland gegenüber gestellt. Sie kommt zu dem Schluss, dass Schulfruchtprogramme die Verfügbarkeit von Obst erhöhen und damit den Verzehr steigern – wenn auch nur geringfügig. Ob diese Effekte sich langfristig auf das Verhalten der Kinder auswirken, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Autoren empfehlen, das Programm mit möglichst jungen Kindern, möglichst lange durchzuführen. Insbesondere bei Jüngeren sei die Einbeziehung der Eltern wichtig. Denn trotz des Angebots an Schulfrüchten sollten Eltern ihren Kindern auch zu Hause ausreichend Obst und Gemüse zur Verfügung stellen.
Ein ideales Modell, das für alle Länder und Zielgruppen gleichermaßen passt, konnten die Autoren aber nicht ausfindig machen. Vielmehr sollte ein Schulfruchtprogramm an die jeweilige Situation angepasst werden und sich nicht auf die Verteilung von Früchten beschränken. So erhielten die Schüler im länderübergreifenden „Pro Child Project“ beispielsweise auch Unterrichtseinheiten zum Thema. Denn wie die Gesundheitskampagne „5 am Tag e. V.“ betont, sind Schulfruchtprogramme dann besonders nachhaltig, wenn sie didaktisch und pädagogisch begleitet werden.
aid, Larissa Kessner