foodwatch hat dokumentiert, dass Tiermehl aus Deutschland als „Mineraldünger“ nach Malaysia exportiert wurde und dort zur Fütterung an Nutztiere bestimmt ist. Besonders gefährlich: Das Tiermehl enthielt Rindermaterial, dessen Verfütterung seit der BSE-Krise strengstens verboten ist.
Offiziell deklariert als „mineralische oder chemische Düngemittel“ hat die deutsche Firma SubsTrade GmbH aus Fehmarn (Schleswig-Holstein) mehr als 500 Tonnen Tiermehl nach Malaysia verschifft. Die Ladung enthielt auch Tiermehl, das aus kranken und verendeten Rindern hergestellt wurde. Das hat die Analyse eines unabhängigen Labors gezeigt. Die Ausfuhr von Wiederkäuermaterial ist seit der BSE-Krise strengstens verboten, um eine Verfütterung auch im Ausland auszuschließen und die Ausbreitung der Rinderseuche zu stoppen. foodwatch ist den Containern mit Tiermehl bis nach Malaysia gefolgt: Filmaufnahmen der Recherchen vor Ort belegen, dass dieses Tiermehl zur Verfütterung an Nutztiere bestimmt ist.
Seehofer: „Strenge Sicherheitsvorkehrungen“
Anfang 2007 hatte foodwatch aufgedeckt, dass jährlich zehntausende Tonnen Tiermehl illegal ins Ausland exportiert werden. Der Verdacht lag nahe, dass das Tiermehl verbotenerweise an Nutztiere verfüttert wird. Denn für die Tierfütterung ist Tiermehl ein wertvoller Eiweißlieferant, durch den sich teures Soja ersetzen lässt. Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer antwortete damals auf die Vorwürfe von foodwatch abwiegelnd und betonte, dass „zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung der Gesundheit von Menschen und Tieren bestanden hat“ (Schreiben vom 04.04.2007). Schließlich handele es sich nur um Material der sogenannten Kategorie 3, von dem keine gesundheitlichen Gefahren für Tiere und Menschen ausgingen. „Deshalb sind die Regeln für diese Produkte auch freizügiger als für solche von beispielsweise erkrankten oder verendeten Tieren (Kategorie 2 und Kategorie 1), die unter strengen Sicherheitsvorkehrungen behandelt und beseitigt werden.“
Deutsche Firma exportiert potenziell infektiöses Tiermehl
Die Recherchen von foodwatch zeigen nun, wie wenig diese angeblich „strengen Sicherheitsvorkehrungen“ bewirken. Unter den Augen der Behörden konnte die Firma SubsTrade Tiermehl der Kategorie 2 aus Rindern nach Asien ausführen. Zwischenhändler ist der Futtermittelhersteller „Allgreen Nutrition Pte Ltd“ in Singapur.
Aktuell wird diskutiert, die Verfütterung von Tiermehl an Nutztiere auch in Deutschland wieder zu erlauben. Angesichts der Ergebnisse der foodwatch-Recherchen ist davon dringend abzuraten: Die Behörden sind nicht einmal in der Lage, bei Exporten die Einhaltung der Gesetze sicherzustellen. Wenn Futtermittel aus Tiermehl in Deutschland wieder im Handel sind: Wie wollen die Behörden dann sicherstellen, dass Bauern dieses Futter nicht nur an ihre Schweine, sondern auch an ihre Rinder verfüttern?