Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ jetzt breit anwenden
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bemängelt im heute vom Bundesrat verabschiedeten Gentechnikgesetz vor allem den lückenhaften Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft vor einer Kontamination mit gentechnisch veränderten Organismen. Besonders kritisch sieht der Umweltverband die Möglichkeit privater Absprachen zwischen Landwirten über einen Verzicht auf besondere Schutzmaßnahmen. Auf diese Weise werde unter anderem die im Gesetz enthaltene Pflicht zur Einhaltung von Mindestabständen zwischen Feldern mit und ohne Gentechnik ausgehebelt. Die im Bundesrat durchgesetzte Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ begrüßte der BUND hingegen. Der Verband kündigte an, verstärkt für den Zusammenschluss von Landwirten zu gentechnikfreien Regionen zu werben.
Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: „Dies ist ein Tag mit viel Schatten für die deutschen Bauern und ein wenig Licht für die Verbraucher. Industrie und Forschung haben jene Erleichterungen zur Aussaat genveränderter Organismen bekommen, nach denen sie gerufen haben. Dies ist ein schwerer Affront gegen die gentechnikfreie Landwirtschaft. Und die Verbraucher bekommen mit der Kennzeichnung `ohne Gentechnik` endlich eine erkennbare Wahlmöglichkeit zwischen tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Milch und Eiern mit oder ohne Gentechnik.“
Wegen der künftig erleichterten Forschung und Anwendung gentechnisch veränderter Pflanzen drohten Umwelt und Landwirtschaft jetzt große Nachteile. Der Anbau genveränderter Pflanzen werde vermutlich zunehmen, darauf deuteten die vorliegenden Anmeldungen zum Anbau von 4300 Hektar Genmais Mon 810 im laufenden Jahr hin. Dies seien rund 2000 Hektar mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Heike Moldenhauer, Gentechnikexpertin des BUND: „Jetzt wird entscheidend sein, ob sich das Kennzeichen „ohne Gentechnik“ durchsetzt. Die Gentechniklobby wird weiter alles versuchen, um den Unternehmen diese Kennzeichnung auszureden und den Verbrauchern zu suggerieren, das Label sei eine Mogelpackung. Dieses Vorhaben darf nicht aufgehen. Handel und Lebensmittelproduzenten müssen jetzt mitziehen und das neue Label breit anwenden.“