Hoffnung auf den Konjunkturaufschwung

Die Stimmung deutscher Verbraucher
hat sich im Oktober gebessert. Sowohl im Hinblick auf die
gesamtwirtschaftliche Entwicklung als auch auf ihre eigene finanzielle
Situation äußern sich die Menschen spürbar zuversichtlicher
als im Vormonat. Diese positive Tendenz gilt – in etwas geringerem
Maße – auch für die Neigung, in der nächsten Zeit größere
Anschaffungen zu tätigen. Infolgedessen steigt auch der
Konsumklimaindikator nach 3,1 Punkten im Vormonat auf einen
Wert von 3,4 Punkten im November.

Die Befragung zum Konsumklima fand in der ersten Oktoberhälfte statt –
also nach der Bundestagswahl und zu einem Zeitpunkt, als sich bereits abzeichnete,
dass eine große Koalition die derzeit wahrscheinlichste Alternative
ist, eine stabile Regierung zu bilden. Die Ergebnisse legen den Schluss
nahe, dass die Verbraucher die anvisierte neue Regierung positiv beurteilen.
Konjunkturerwartung: zum dritten Mal in Folge positiv entwickelt
Es sieht so aus, als würden immer mehr deutsche Konsumenten glauben,
dass es mit der deutschen Konjunktur bergauf gehen könnte.

Bereits zum
dritten Mal in Folge legte der Indikator, der die Erwartungen der Bundesbürger
hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erfasst, deutlich
zu. Einen ähnlichen Zuwachs in drei aufeinander folgenden Monaten gab es
zuletzt im Sommer 2003. Im Oktober hat der Indikator Konjunkturerwartung
um fast sechs Punkte zugelegt. Er liegt mit 1,4 Punkten zum ersten
Mal seit Februar 2004 wieder über dem Wert Null, der den langfristigen
Durchschnitt dieses Indikators markiert.
Die optimistischere Einschätzung der Konjunkturaussichten durch die
Verbraucher deckt sich mit den Urteilen anderer Institutionen. So erwarten
unter anderem auch die deutschen Unternehmen künftig eine leichte Belebung
der Konjunktur, wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag
(DIHK) in seiner aktuellen Herbstumfrage feststellte. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute
gehen in ihrem Herbstgutachten davon aus, dass sich die Konjunktur etwas erholt: Jedoch warnen sie davor, verfrüht von
einem wirklichen Aufschwung zu sprechen. Während sich der Optimismus
der vom ZEW befragten Finanzanalysten in Grenzen hielt, beurteilten die
Unternehmen (ifo) sowohl ihre aktuelle Geschäftssituation als auch die Perspektive
der nächsten Monate deutlich positiver als im Vormonat.
Offenbar hat sich der Ausgang der vorgezogenen Bundestagswahl positiv
auf die Einschätzung der Konjunkturerwartungen durch die Verbraucher
ausgewirkt. Die Konsumenten gehen wohl davon aus, dass die große Koalition
in der Lage ist, die Akzente zu setzen, die der Wirtschaft und dem Arbeitsmarkt
die notwendigen Impulse verleihen, um aus der Talsohle heraus
zu gelangen.

Einkommenserwartung: in der Tendenz leicht steigend
Nachdem der Indikator Einkommenserwartung im Vormonat noch etwas
zurückgegangen war, legte er im Oktober um 6,5 Punkte zu und stieg damit
auf einem Wert von minus 5,1 Punkten. Damit bleibt dieser Indikator zwar
seinem Zick-Zack-Kurs treu – in seiner Gesamtentwicklung tendiert er jedoch
im Moment leicht nach oben.

Ob es sich hierbei bereits um die seit langem herbeigesehnte Trendwende
handelt, bleibt abzuwarten. Der Indikator Einkommenserwartung steht nach
wie vor auf wackeligen Beinen, denn ein schlechterer Wert im November
allein würde reichen, um den derzeit leicht positiven Trend wieder zu beenden.
Ein wesentlicher Grund für die bessere Stimmung liegt vermutlich darin,
dass der Anstieg der Energiepreise nicht mehr so negativ aufgenommen
wurde, wie dies im Vormonat der Fall war. Nachdem sich die Wogen der
Diskussion um die Energiepreise geglättet und auch die Benzinpreise ihren
Maximalpunkt überwunden haben, arrangieren sich die Verbraucher offensichtlich
mit den möglichen Mehrausgaben in diesem Bereich.
Des weiteren ist die leichte Verbesserung der Stimmung offenbar mit der
Hoffnung verbunden, dass unter einer großen Koalition einige der im Wahlkampf
propagierten zukünftigen finanziellen Einschnitte – wie von den
Verbrauchern befürchtet – nicht in vollem Umfang umgesetzt werden. Das
betrifft in erster Linie die Erhöhung der Mehrwertsteuer sowie den Abbau
von Steuersubventionen.

Anschaffungsneigung: vor allem im Osten positiver
Im Sog verbesserter Einkommensaussichten hat sich auch der Indikator
Anschaffungsneigung im Oktober wieder etwas erholt. Mit einem Plus von
3,2 Punkten auf einen Wert von minus 10,2 Punkten hat er den starken
Verlust des Vormonats in Höhe von knapp 9 Punkten jedoch nur geringfügig
ausgeglichen. Insgesamt jedoch setzt sich die erneute tendenzielle Aufwärtsentwicklung,
die bereits Ende 2004 begann, im Herbst 2005 fort.

Dies zeigt unter anderem der Vergleich zum Vorjahr sehr deutlich, demzufolge
der Indikatorwert um ein Plus von gut 18 Punkten zugelegt hat.
Wie für die Einkommensentwicklung gilt für die Anschaffungsneigung:
Nachdem sich bei den Konsumenten der Eindruck verstärkt, dass die Preisentwicklung
bei Benzin und Heizöl den Maximalwert überschritten hat,
schwächt sich die Konsumzurückhaltung ab. Dies verdeutlicht auch der Ost-
West-Vergleich: Die Anschaffungsneigung verbesserte sich in beiden Teilen
Deutschlands, im Osten mit einem Plus von gut 8 Punkten überdurchschnittlich,
im Westen lediglich um 1,6 Punkte. Der Indikatorwert in den
neuen Bundesländern bleibt jedoch mit minus 23,4 Punkten deutlich niedriger
als im Westen mit minus 6,6 Punkten.

Konsumklima: Abwärtstrend vorerst gestoppt
Der allgemein verbesserten Stimmung im Oktober ist es zu verdanken, dass
auch der Konsumklimaindikator steigt. Für November prognostiziert der
Indikator einen Wert von 3,4 Punkten nach 3,1 Punkten für den Vormonat.
Nach wie vor bedeutet diese positive Entwicklung jedoch nicht, dass es von
jetzt an mit der Konsumneigung der Verbraucher stetig aufwärts geht. Es
bleibt auch weiterhin äußerst fraglich, ob und wie sehr der private Konsum
in diesem Jahr die Konjunkturentwicklung wird beeinflussen können. Das
Maß der Aufwärtsentwicklung der Indikatoren, auf denen das Konsumklima
basiert, ist immer noch schwach. Die aktuelle Entwicklung könnte jedoch
ein Hinweis darauf sein, dass das Weihnachtsgeschäft ein wenig die im Jahr
2005 weitgehend ausgebliebene Konsumlust beleben könnte. Ob und wie
weit das zu einem wirklichen Stimmungswandel über das Jahresende hinaus
führt, wird allerdings davon abhängen, ob es der neuen Regierung
gelingt, überzeugend aufzuzeigen, wie sie die Wende in der Wirtschaftsentwicklung
und auf dem Arbeitsmarkt sowie in der Sanierung des Staatshaushalts
angehen will.

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