Wenn die Menschheit fortfährt, jedes Jahr noch mehr Fisch zu konsumieren, sind die Fischbestände bald einmal ganz erschöpft. Am frühesten und am meisten leiden darunter die Bevölkerungen in den Küstenländern des Südens – ihre Eiweissversorgung hängt traditionell stark von Fisch ab, und Alternativen sind kaum verfügbar. Zum Welternährungstag und zum Tag der Überwindung der Armut ruft der Verein fair-fish dazu auf, den eigenen Fischkonsum zu überdenken: Dreimal pro Woche ist unnötig und zerstörerisch, zweimal pro Monat wäre nachhaltig.
Rund 7 Kilo Fischfilets verzehrt jeder Einwohner Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz pro Jahr. Das entspricht rund einer Fischmahlzeit pro Woche und liegt etwas über dem weltweiten Durchschnitt – und der ist bereits zu hoch. Denn ein Viertel der Fischbestände in den Meeren ist überfischt und ein weiteres Viertel bis an die Grenze der Ertragsfähigkeit genutzt. Der „peak fish“, also der Zeitpunkt, an welchem mehr gefischt wird, als wieder nachwächst, dürfte demnächst überschritten sein, wenn dies nicht schon geschehen ist.
Medizinische Ratgeber, die für eine genügende Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren dreimal Fisch pro Woche empfehlen, sind daher fatal: Sie tragen nur zur Beschleunigung der Leerfischung der Meere bei, so dass diese Omega-3-Quelle noch rascher versiegen würde. Klüger ist es, bereits heute auf pflanzliche Omega-3-Quellen umzusteigen; entsprechende Produkte sind im Markt bereits erhältlich.
Auch ein Ausweichen auf Zuchtfische unterliegt einem fatalen Irrtum. Die meisten heute bei uns angebotenen Zuchtfische sind Raubfische wie Forellen oder Lachs, müssen also mit Fisch gefüttert werden. Dabei wird bis zu viermal soviel Fisch verfüttert, wie am Ende auf unserem Teller liegt. Der überwiegende Teil der Futterfische stammt aus rücksichtslosen Meeresfängen. Fischzucht ist daher keine Lösung des Problems, sondern beschleunigt die Leerfischung der Meere ebenfalls.
Weil die Meere im Norden schon stark überfischt sind, plündern westeuropäische und südostasiatische Fangflotten zunehmend südliche Gewässer. Bereits stammt die Hälfte der Speise- und der Futterfische aus dem Süden, Tendenz zunehmend. Damit wird die für viele Menschen in Entwicklungsländern wichtigste Eiweissquelle immer knapper. Eine Alternative können sich die meisten von ihnen kaum leisten, weil sie für ihre Fische schon bisher nur Almosen gekriegt haben.
Der Fischkonsum in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz kann nur deshalb viel höher sein als vor ein, zwei Generationen, weil der überwiegende Teil der Fische importiert wird. Die Armut der Völker im Süden wird nicht dadurch bekämpft, dass wir ihnen den Fisch für ein Butterbrot wegessen – wenn schon importieren, dann zu einem fairen Preis, der lokale Entwicklung ermöglicht. Wer seinen Fischkonsum auf ein vernünftiges Mass reduziert, wird sich Fisch als Festessen zu einem fairen Preis leisten können.