Sarah Wiener: Kinder zum Kochen animieren

Spitzenköche engagieren sich zum Schulverpflegungs-Kongress für gesunde und schmackhafte Ernährung der Heranwachsenden

„Gemeinsam mit Kindern zu kochen, macht Spaß und schafft Nähe.“ Davon ist Sarah Wiener, eine der erfolgreichsten Köchinnen Deutschlands, überzeugt. Zur Leipziger Messe GÄSTE 2007 geht die renommierte Gastronomin mit gutem Beispiel voran: Am 7. November steht sie mit einem von vier Schülerteams aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt oder Thüringen am Herd. Die jungen Köche haben den jeweiligen Landeswettbewerben des Erdgaspokals der Schülerköche für sich entschieden und treten im Rahmen des 3. Kongresses für Schulverpflegung „Schulmahlzeit und Ernährungsbildung – Basis für die Tischgäste von morgen“ in Aktion. Neben Sarah Wiener sind auch René Bobzin, Silvio Escher, Johann Lafer und Ernst-Ulrich Schassberger zum gemeinsamen Kochen eingeladen.

„Kinder sollten selbst kochen lernen“, meint Sarah Wiener, die dafür bekannt ist, dass sie kreative Intuition den eingetretenen Pfaden vorzieht. Das funktioniere aber nur, wenn die Eltern selber kochen und ihre Sprösslinge am Herd anleiten. „Natürlich verlangt das viel Hinwendung der Eltern zu ihren Kindern“, sagt Wiener, „aber es gehört auch zu ihrem Erziehungsauftrag.“

Prominente Unterstützung erfährt sie in diesem Punkt vom Berufskollegen Johann Lafer. Wie Sarah Wiener gehört er zu den Unterzeichnern der „Genuss-Offensive“ – einer Initiative, die vom 2. Kongress für Schulverpflegung auf der GÄSTE 2005 verabschiedet wurde und beim diesjährigen 3. Kongress ihre Fortsetzung erfährt. Auch Lafer plädiert für ein gutes Vorbild der Eltern. „Wenn zu Hause nicht oder selten gekocht wird, somit kein Genuss und keine Kommunikation bei Tisch stattfindet – woran soll sich der Nachwuchs orientieren?“, fragt der Spitzenkoch. „Als ich ein Kind war, weckte schon der Duft aus der Küche ein unglaubliches Wohlgefühl. Mein Interesse am Genuss erwuchs daraus, dass bei uns immer gut und mit frischen Produkten – zum Teil aus der eigenen Landwirtschaft – gekocht wurde.“

Finger weg von Extrawürsten

Frische Lebensmittel und möglichst wenig Fertigprodukte – das sind auch für Sarah Wiener die Eckpfeiler einer gesunden Ernährung von Kindern und Jugendlichen. Ein Patentrezept, wie Familienmahlzeiten zusammengestellt sein sollten, hat sie nicht: „Alle Gerichte sind für Kinder geeignet, wenn nicht zu viele verschiedene Geschmacksrichtungen zusammenkommen“, erklärt die Unternehmerin und Mutter. „Wichtig ist, frühzeitig mit normalem Essverhalten anzufangen. Kinder sind ja nicht krank und bedürfen keiner Schonkost.“ Wenn ein Kind etwas nicht mag, soll es dies eben weglassen und dafür von anderem mehr essen. „Aber Extrawürste zu braten, halte ich für den falschen Weg“, stellt sie unmissverständlich fest.

Obwohl sie den Weg in die Spitzengastronomie geschafft hat, weiß Sarah Wiener aus eigener Erfahrung, dass Kochen nicht teuer sein muss. „Wirtschaftlich ist es beispielsweise, die jeweiligen Angebote der Saison zu kaufen“, sagt die Expertin. „Und für mich ist es selbstverständlich, Lebensmittel komplett aufzubrauchen, statt sinnlos etwas wegzuwerfen. Auch einfache Dinge lassen sich immer wieder neu kombinieren.“

Zu denken gibt der Spitzenköchin, dass viele Deutsche für die Autopflege mehr ausgeben als für die Ernährung. Kritik über das Sparen am falschen Ende kommt auch von Johann Lafer: „Ein Mittagessen in der Schule darf für manche Eltern maximal zwei Euro zuzüglich Mehrwertsteuer kosten“, bedauert der renommierte Gastronom. „Für Fastfood aber geben sie ihren Sprösslingen fünf Euro mit.“ Um die Schulspeisung zu verbessern, fordert Lafer neben bundesweiten Qualitätsstandards – wie sie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) am 20. September 2007 erstmals veröffentlicht wurden – vor allem, die Kinder selbst mit ins Boot zu holen. „Als Leiter einer Schulkantine würde ich mich zuerst mit der Schülervertretung zusammensetzen und einen Wunschkatalog aufstellen. Auf dieser Basis könnte man in einem korrekten Preis-Leistungs-Verhältnis gewiss Gerichte zubereiten, die den Kindern auch schmecken“, ist Johann Lafer überzeugt.

www.gaeste.de

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