Winterschlaf soll Fettleibige dünner machen

Molekularbiologen patentieren Fatburner von Bären

Ähnlich wie Tiere, die Winterschlaf halten und dabei ihre Fettreserven aufbrauchen, könnten fettleibige Menschen in Zukunft ihre überschüssigen Kilo verlieren, meinen US-Forscher. Der Molekularbiologe Cheng Chi Lee von der Texas
Houston Medical School http://www.uth.tmc.edu hat eine Substanz
patentieren lassen, die Mäuse in einen winterschlafähnlichen Zustand
gebracht hat und dafür gesorgt hat, dass die Tiere Fett verbrannten und
Gewicht verloren, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist in
seiner Online-Ausgabe.

Das Forscherteam hatte zunächst den Stoffwechsel von typischen
Winterschläfern untersucht. Bären und Murmeltieren gelingt es während
dieser Phase Fettdepots in nützlichen Zucker umzuwandeln. An der
Fettverbrennung sind bestimmte Gene beteiligt, darunter auch die
chemische Substanz 5-Adenosin-Monophosphat (5-AMP), die wie ein Regler
wirkt. Die Wissenschaftler injizierten Mäusen in anschließenden
Versuchen 5-AMP in hohen Dosen. Daraufhin fielen die Tiere in einen
winterschlafähnlichen Zustand: Die Aktivität und die Körpertemperatur
sanken, die Tiere fuhren ihren Stoffwechsel nach unten und stellten ihn
auf Fettverbrennung um und nutzten die vorhandenen Reserven.

Ob es nun auch gelingt, bei Menschen eine ähnliche Reaktion
hervorzurufen, ist fraglich. Bei den Mäusen stellte sich der
„Fatburner-Effekt“ bereits nach einigen Tagen in Dunkelheit ein. Sie
verloren an Gewicht, weil sie offenbar mehr Fett verbrannten. Fraglich
ist auch, wie hoch die 5-AMP-Dosen für einen ausgewachsenen Menschen
sein müssten, damit sich ein solcher Effekt einstellt. Ob sich in
Zukunft damit Fettleibige behandeln lassen können, stehe in den Sternen.
Das sieht die Wiener Ernährungswissenschaftlerin Petra Rust von der
Universität Wien http://www.univie.ac.at/nutrition eher skeptisch. „AMP-5 ist aus dem
Energiestoffwechsel bekannt“, so Rust. Übermäßig zugeführtes AMP-5
könnte schon zum Abbau von Fettsäuren führen, wenn keine Nahrung
zugeführt wird. „Da allerdings eine Reihe von verschiedenen
Stoffwechselzyklen dabei eine Rolle spielen, ist es fraglich, ob es
dabei auch zu einem Abbau der Fettdepots kommen kann“, meint Rust. Es
sei zwar denkbar, aber eben noch nicht bewiesen, meint die
Ernährungswissenschaftlerin.

Die texanischen Wissenschaftler glauben, dass es für 5-AMP aber auch
zahlreiche andere Anwendungen im notfallsmedizinischen Bereich geben
könnte: Etwa bei Schwerverletzten zur Genesung, nach
Organtransplantationen oder Herzinfarkten zur Vermeidung von
Folgeschäden. Denkbar wäre auch eine Anwendung unmittelbar nach einem
Schlaganfall. Wolfgang Weitlaner

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