Wir waren noch nie in Vietnam. Da wir einen halbwegs guten Preis für die Business Class bei Cathay Pacific gefunden haben, buchten wir zu Ostern. Thailand, Malaysia und Singapur kenne ich recht gut und war jetzt gespannt, wie Vietnam ist.
Wir, das sind zwei Erwachsene und meine 20jährige Tochter und unser neunjähriger Sohn. Die Tochter flog mit Aeroflot ex Berlin und wir trafen uns auf dem Flughafen, da sie nur eine Stunde vor uns eintraf.
Wir stellen uns dann bei der Passkontrolle an. Nach 20 Minuten waren wir dran und wurden zurückgeschickt. Mit unserem Visa on arrival (14 US$ pro Person) mussten wir zuerst so einem anderen, dicht umlagerten Schalter. Hier stellten wir uns an, was Blödsinn ist, da alle nur auf die Abholung warteten, was so nicht zu sehen war. Man muss an den Schalter sich drängeln, zwei Formulare abholen, diese ausfüllen und dann mit Passfotos und Pass wiederzurückbringen – alles ohne anstehen. Kugelschreiber mitbringen! Dann erst heisst es warten. Es wird der Name angesagt. Das machen die so ulkig, das fast jeder Name deiner sein könnte. Nach 45 Minuten kam dann so etwas ähnliches wie unser Namen. Wir zahlten noch einmal 45 US$ pro Kopf und mussten dann wieder zur Passkontrolle. Da der Diplomatenschalter leer war, gingen wir dort hin und wurden auch zügig abgefertigt. Nun holten wir unsere Koffer. Vor dem Ausgang – in jedem Flughafen in Vietnam – wird das Gepäck kontrolliert. Man muss seine „luggage tags“ vorzeigen. Ohne „tags“ kein Gepäck!
Ho Ci Minh City (Saigon)
Wir liessen uns vom Hotel abholen. Das war teurer Blödsinn. Der Fahrer, der auf uns wartete, lief dann vor uns her, während wir mit dem Gepäck schnaufend hinterherliefen. Für den „Service“ zahlten wir 525.000 VN Dong (25 US$). Ein Taxi hätte unter 14 $ gekostet.
Wenn man Taxi fährt, sollte man nur mit Vinasun (weiß) oder Mai Linh (grün) fahren. Diese Firmen gelten als halbwegs seriös. Taxifahren ist im Verhältnis nicht so billig.
Wir wohnten etwas ausserhalb im Saigon Domaine am Saigon River. Das Saigon Domain wird bei Hotel.com als 5 Sterne Unterkunft bezeichnet. Ich buchte ein Apartment mit zwei Schlafzimmern und bat um eine ruhige location mit einem Kingsize und zwei Einzelbetten für die Kinder. Man gab uns stattdessen – zur Freude der Kinder – ein Apartment mit drei Schlafzimmern und Bädern, das bestimmt 200 qm groß war. Leider war unser Apartment nicht zum Fluß, sondern zur Strasse hin. Jedoch waren die Schallschutzfenster von aussergewöhnlich guter Qualität, so dass wir gut schliefen. Das Internet war gut, ca. 3 Mbps.
Das Apartment wäre toll, wenn es besser in Schuß wäre. Die Möbel sind oft angeschlagen, es gibt viele Bezüge mit Flecken. Geputzt wird zwar täglich, aber sehr, sehr oberflächlich. Derzeit ist das Apartment noch akzeptabel, in zwei Jahren könnte es komplett heruntergekommen sein. Bevor ich es wieder buche, würde ich die Bewertungen auf Bewertungsportalen lesen.
Bemerkenswert, nicht wegen der Güte – das war okay – sondern wegen der Location, war das Frühstück. Man sass am Saigon River open air. Der Service, wie überall in Vietnam, war herzlich, aber sehr rudimentär ausgeprägt.
Ein weiteres Highlight des Hotels ist der kostenlose Jacht-Shuttle zur Innenstadt. 15 Minuten fährt man über den Saigon River und ist direkt in der Innenstadt. Mit dem Taxi fährt man für ca. sieben Euro 25 Minuten in die Innenstadt.
Für drei Nächte inklusiv Frühstück zahlte ich vorab ohne Stornomöglichkeit 422 Euro. Das ist ein sehr guter Preis, für das, was geboten wird. Kein Fünf-Sterne-Luxus, aber ziemlich akzeptabel. Und die Location hat auch etwas. Wenn ich zu zweit gewesen wäre, hätte ich jedoch ein Innenstadt Hotel genommen.
Ho Chi Minh City (HCMC) ist eine lebendige asiatische Großstadt, scheinbar ohne Verkehrsregeln. Wir besuchten die A O Show in der Saigoner Oper, ein relativ teures vergnügen für eine Stunde Akrobatik (20 US$/pro Person). Wir wollten aber gerne das Opernhaus sehen. Mit Rabatt gibt es die Tickets im Postamt gegenüber der Kathedrale.
Wir sahen den Ben Thanh Market, tagsüber eine riesige Markthalle und abends ausserhalb ein „night market“. Hier kann man teilweise recht hübsches Kunsthandwerk zu sehr kleinem Preis kaufen. Jedoch muss man sich erst an mehreren Ständen über die Preise sachkundig machen, da auch mal gerne zum 20fachen des Normalpreises angeboten wird. Es wird stark gefeilscht und die Verkäufer sind sehr gut. Am Ende kann man in den Läden im Flughafen kontrollieren, ob man zum guten Preis eingekauft hat. Wir wären nur unwesentlich teurer im Flughafen weggekommen.
Wir besuchten das „Hoi An“ Restaurant im Little Tokyo Viertel, angeblich das Fünftbeste in Vietnam. Es war okay, aber jetzt nicht wirklich herausragend. Little Tokyo scheint das Amüsierviertel zu sein. Recht hübsche Masseusen stehen vor Massagestudios um Kunden zu werben.
Wir aßen auch einmal Sushi. Es war nicht berühmt und auch nicht besonders preiswert. Der Reis war ziemlich süss.
Da Nang, Zentralvietnam
Nach drei Tagen ging es mit VietjetAir weiter nach Da Nang. Über Opodo mit jeweils ein Gepäckstück gebucht zu 82 Euro hin- und zurück. Ein typischer Billigcarrier. Am Flughafen fanden sie unsere Buchung nicht. Nach einigen hin-und her aber doch. Dann behaupteten sie, dass wir 15 kg gebucht haben. Das war nicht überprüfbar, da Opodo nur von jeweils einem Gepäckstück sprach. Ich musste 25 Dollar Starfgebühren bezahlen. Auf dem Rückweg buchte ich vorab einfach für 7 $ einen weiteren Koffer per Internet. Das klappte dann. Auf dem Rückflug war unser Flug storniert – ohne dass wir informiert wurden. Die Dame am Counter meinte, es waren zu wenig Passagiere, das lohnte sich nicht. Stattdessen flogen wir dann mit der nächsten, vollbesetzten Maschine. Es gab für 3,50 US$ ein schmackhaftes, warmes Essen mit einer Flasche Wasser an Bord. Insgesamt ist VietjetAir sehr chaotisch.
In Da Nang nahmen wir am Flughafen ein Vinasun Taxi für 12 US$ zum Hyatt Regency Da Nang. Das Hotelzimmer kostete auf der Hyatt Webseite 400 Euro/Nacht inkl. Frühstück und Steuern. Ich buchte zwei Zimmer über eine Buchungsseite mit Stornomöglichkeit für 120 Euro. Danach schrieb ich das Hyatt an und bat um Bestpreis-Garantie. Das wurde 23 Stunden später akzeptiert und man hat mir zwei Zimmer für ca. 100 Euro gebucht, jedoch zzgl. 15 % Steuern, so dass ich nur ca. 5 Euro pro Zimmer und Nacht sparte. Insgesamt waren es dann 70 Euro Ersparnis. Gegenüber dem ursprünglich Preis auf der Hyatt Seite sparte ich 3990 Euro. Verrückt oder?
Das Hyatt ist ein tolles Hotel mit groben Serviceproblem. Die Anlage ist wunderschön, der Strand sensationell. Das Meer toll. Von unseren Standardzimmern im F-Hotel (so hieß unser Flügel) hatten wir sogar etwas Meerblick vom großzügigen Balkon. Eigentlich ein super Hotel zum ausspannen und erholen. Gerade bei dem günstigen Preis, den ich ergatterte.
Nervig waren viele kleine unnötige Dinge, die mit besserer Schulung der Mitarbeiter verhindert hätten werden können. Jedoch verdienen die meisten Mitarbeiter auch nur den Mindestlohn um 100 Euro im Monat.
Unsere Matratze stank nach Urin, die Balkontür hatte einen 1 cm Spalt, so dass nachts die Mücken kamen. Nach 1-2 Beschwerden beim Duty Manager wurden solche Sachen behoben. Das sind alles Sachen, die eine Hausdame selber sehen müsste. Das „HighSpeed“ Internet war mit 260 kbps sehr langsam.
Am nervigsten war, dass man nie am sensationellen Strand einen Liegestuhl mit Sonnenschirm bekam. Die Antwort des Duty Managers: Wir sind mit 1400 Gästen voll belegt, da kann es halt knapp werden. Erst als der Boy am Strand von mir Trinkgeld bekam (1$/Tag), klappte das mit den Liegestühlen. So hatten dann andere Gäste das Nachsehen.
Das Frühstück war sensationell. Der beste Cappuccino in einem Hotel ausserhalb Italiens. Tolle Auswahl. Man musste nur gleich nehmen, was man sah, da es später unter Umständen genau das Produkt nicht gab. Der Service ist sehr liebevoll aber ahnungslos. Absolut keine Ausbildung.
Abendessen gibt es von preiswert bis sehr teuer. Sehr günstige (3-4 Euro), etwas langweilige Kinderkarte. Aber so wollen die Kinder es halt meistens. Speisen von sehr gut bis absolut belanglos. Ein billiges Gericht kann sehr gut sein, teures muss nicht besser sein. Preiswerte Cocktails (ca. 4 Euro).
Fazit zum Hotel: Zum günstigen Preis super! Bei 400 Euro hätte ich mich doch sehr geärgert. Frühstück unbedingt mitbuchen.
Ausflüge: Wir besuchten Da Nang. Eine Stadt am Fluss. Wir waren da auch in einem besseren Restaurant essen. Es war okay. Und wir kauften eine SIM Karte mit 600 MB für ca. 5 Euro. So konnten wir Google Maps benutzen. Richtig nötig war es aber nicht, da es fast überall WLAN gibt. Wir waren im Massagesalon Senses, in der Hauptstrasse parallel zum Fluss. 1 Stunde Massage kostete ca. 12 US$. Ich empfand die Massage als eher unangenehm. Die Therapeutin lief auf mir rum und bearbeitete mich eher roboterhaft.
Taxi nach Da Nang kostet ca. 8 Euro eine Fahrt.
Schön ist die Stadt Hoi An, die uns an alte chinesische Wasserstädte erinnerte. Hier gibt es auch recht gutes Kunsthandwerk zu kaufen. Auch hier muss man sehr stark feilschen. Die Restaurants in Hoi An gefielen uns am besten in Vietnam. Es war überall schmackhaft bei günstigen Preisen. Die „Weisse Rose“ schmeckte uns besonders gut. Vom Hotel kommt man für ca. 15 Euro per Taxi nach Hoi An.
HCMC
Nach sieben erholsamen Strand und Meertagen ging es wieder zurück nach HCMC. Wir wohnten diesmal im Somerset Vista, einem Apartmentkomplex in der Nähe des Saigon Domaine, das leider ausgebucht war. Hier hatten wir wieder ein „Two bedroom Apartment“. Meine Anfrage nach einem ruhigem Apartment und einem Zimmer mit 2 Doppelbetten wurde leider nicht entsprochen. Wir hatten ein Zimmer mit Blick auf eine zwölfspurige Strasse und einer Dauerbaustelle, die auch nachts laut war. Beide Zimmer hatten nur jeweils ein großes Bett. Das eher schlechte Frühstück gab es in einem Haus nebenan. Wir bezahlten für drei Nächte 300 Euro zu viert inkl. Frühstück. Das war auch günstig, ich hätte aber lieber etwas mehr ausgegeben und im Domaine gewohnt. Booking.com bietet das Somerset Vista als 5 Sternehotel an, was ein Witz ist. Drei Sterne stimmen eher.
In HCMC waren wir noch zweimal zur Massage. Einmal im Indochine Spa für 23 US$/Stunde und einmal im My Spa für 15 US$. Im Indochine war die Massage recht gut, die Therapeutin erfühlte harte Muskeln und massierte diese besonders. Im My Spa liefen die Damen wieder auf einem rum und man hatte den Eindruck, die spulen nur ein Programm ab. Ich brach dann irgendwann ab, weil ich Angst hatte, die grobmotorige Dame beschädigt mich eher als mich zu entspannen. My Spa war sowieso komisch. Die forderten einen auf, sich vor ihnen auszuziehen, eine Umkleidekabine gab es nicht. Am schlimmsten fand ich jedoch, das nach der Behandlung das Laken nicht gewechselt wurde, sondern nur gerade gezogen.
Wir gingen noch ein zweites Mal in die Saigon Opera. Diesmal gab es sehr schöne Kammermusik. Für gute Karten zahlten wir 19 Euro. Auch sah man die kunstinteressierte Gesellschaft von HCMC.
Fazit der Reise: Gut. Ich werde gerne wieder nach Vietnam fahren. Ich weiß, ich kann dort keinen Service erwarten, aber es ist viel weniger nervig als in Thailand. Am Strand z.B. kam nicht einmal jemand vorbei, der mir etwas verkaufen wollte. Kein Taxifahrer belästigt Dich auf der Strasse und will mit dir zur „Little Sister“ oder zum Geschäft seines Schwagers fahren.
Wir hatten viel Spaß in Vietnam!