Wenn Sie Kinder haben, kennen Sie das. Veranstalter holen in den Ferien das Maximale raus, sprich die Preise sind astronomisch.
Auch Hotels haben mittlerweile Kinder als Melkkühe entdeckt! Wir hatten die Schnapsidee, über Weihnachten nach Lissabon zu fahren. Warum Schnapsidee, später!
Da kostet ein „Familienzimmer“ – das eigentlich nur zwei Zimmer mit Verbindungstür sind – im Hotel Santa Justa, dem bei booking bestbewertesten Hotel mit 9,3 von 10 Punkten, für 4 Nächte 912 Euro. Wenn ich die Zimmer separat buche, zahle ich für zwei Komfort Doppelzimmer mit Strassenblick 821 Euro, 91 Euro weniger!
Ähnlich sieht es im „Myriad by Sana“ aus: 30 qm Familienzimmer kostet 1440 Euro ohne Frühstück, 2 Doppelzimmer mit je 30 qm und inklusive Frühstück 1432. Zwei Zimmer einzeln gebucht sind acht Euro günstiger und Frühstück für jeden am Morgen gibt es noch dazu gratis. Im Familienzimmer muss man das Frühstück bezahlen!
Im 5 Sterne Tiara Park zahlen Sie für ein Familienzimmer 816 Euro, für zwei DZ 690 Euro.
Das Corintha Hotel verlangt für seinen SMART DEAL 540 Euro, das ist ein 27 qm Superior Zimmer mit Zustellbett. Ohne Zustellbett kostet das Superiorzimmer 340 Euro. 50 Euro am Tag, dass ein Bett dazugestellt wird. Es gibt kein Frühstück dazu, das kostet 18 Euro pro Kopf.
Einzig das Four Seasons Hotel Ritz Lissabon macht faire Preise. Ein Kind ist immer gratis mit Zustellbett und ein weiteres wohl auch. Jedoch kostet hier das preiswerteste Zimmer 1035.-€ ohne Frühstück, WLAN etc. Das will sich auch nicht jeder zahlen. Allzumal es nur ein Zimmer ist, das Kind also mit im Zimmer schläft. Aber auch bei 42 qm Zimmergröße muss man abends aufs Kind Rücksicht nehmen.
Für alle, die nicht auf Hotel Service angewiesen sind, empfiehlt sich ein Blick auf möblierte Apartments / Ferienwohnungen. Ich achte da immer auf die Bewertungen. Ich buchte das Orange 3 House Principe Real Apartment, 9,4 von 10 Punkten, mit kostenlosen WLAN und ultarcentral laut Angebot. 2 Schlafzimmer, 1 Bad, Wohnzimmer & Küche für 520 Euro. Die vorherigen Bewerter lobten u.a. die gute Design Ausstattung. Der Start war famos. Die Vermieter hatten ein Taxi (gegen moderate Gebühr) zum Flughafen geschickt, um uns abzuholen. In Lissabon war Dauerregen, das war wenig charmant, aber im Taxi war es mollig warm. Das Taxi hielt dann in einer ziemlich heruntergekommenen Strasse. Die Wohnung war im Hochparterre. Sah nicht sehr zentral aus. Die Wohnung ist im Prinzip ein langes Handtuch. Der Flur war auch das Wohn/Esszimmer. Alle Möbel waren von IKEA. Das Elternschlafzimmer war schön groß, das Kinderzimmer okay. Das Bad winzig ohne Ablagemöglichkeiten – und es stank nach Kanalisation. Am Ende des Flurs gab es einen 4 qm Wintergarten, mit Tisch und Hocker. Alles nicht besonders schön, aber gut akzeptabel. Das größte Problem im Apartment war die Raumtemperatur. Die Wohnung war komplett ausgekühlt, ein Altbau mit 1,50 m Außenwänden. Joana, die Vermieterin, meinte die 1/4qm Heizplatte im Schlafzimmer würde die komplette Wohnung in einer Stunde heizen. Tat sie nicht. Wir froren. Joana ist sehr missionarisch und wollte uns alles über Lissabon erklären, wir wollten nur unsere Ruhe. Es dauerte, sie los zu werden, man will ja nicht unhöflich sein. Wichtiges, wie z.B. die Haustür funktioniert, erklärte sie nicht. Da der angebotene Lebensmittel-Bringedienst nicht existent war, ging meine Frau einkaufen. Auf dem Rückweg stand sie 20 Minuten im strömenden Regen vor der Haustür, weil der Schlüssel nicht passte. Erst ein Nachbar erlöste sie. Mittlerweile stellte ich fest, das die Wohnung auch nicht gut geputzt war. Die Mikrowelle und der Kühlschrank waren dreckig, wie auch die Stühle am Esstisch. Ich nutzte den Wintergarten als mein Büro. Der einzige TV ist im Flur gegenüber eines Sofas. Man sitzt 1 m vom TV entfernt. Im Wintergarten tropfte der Regen in mein Notebook!
Meine Frau beschwerte sich abends per email beim Vermieter und Chef Igor antwortete am nächsten Morgen und empfahl uns sehr eindringlich, eine neue Herberge zu suchen. Bisher waren alle Gäste bei ihm glücklich. Wir sollten was anderes suchen! Er hat uns gleich einige Hotels empfohlen. Rausschmiß am Heiligen Abend! Wir buchten dann ein neues Hotel und teilten den Vermietern das mit und baten, dass sie uns ein Taxi für 14 Uhr bestellten. Zuerst kam dann Joana wieder und teilte mit, sie werde uns nur die eine Nacht „Kühlschrank“ berechnen. Um 13.30 kam dann Igor und schwang große Reden. Das Apartment sei prima, nur wir hätten falsche Voraussetzungen … Ich schmiss ihn dann raus. Wir mussten Koffer packen und hatten eh keine Zeit, uns anzuhören, wie toll das Apartment ist.
Insgesamt eine ärgerliche Erfahrung. Ganz erstaunlich für uns waren die vielen positiven Bewertungen. Die Ansprüche der Gäste scheinen doch recht unterschiedlich zu sein. Es empfiehlt sich, die Bewertungen ganz genaus zu studieren.
Warum es eine Schnapsidee ist, über Weihnachten nach Lissabon zu fahren? Da scheint Regenzeit hier zu sein. Seit 3 Tagen nieselt oder giesst es, 15 Minuten Sonnenstrahl bisher …
Prinzipiell würde ich immer empfehlen, auch Apartments als Möglichkeit in Erwähnung zu ziehen. Jedoch sollte man die Bewertungen ganz genaus lesen, da die Ansprüche doch recht unterschiedlich sind.