Die Airlines bieten einen prima Service für Kinder von 5-12 Jahre an. UM (= Unaccompanied Minor). Hier fliegt das Kind ohne Eltern in der Obhut der Fluggesellschaft, die sich um das Kind liebevoll kümmern sollte und auch beim Umsteigen behilflich ist und es dann den Eltern übergibt.
Unser neunjähriger Sohn fliegt gerne alleine. Besonders gerne zu den Großeltern, die ihn verwöhnen und umsorgen, wo er (fast) alles machen darf, was er will. Alleine fliegen ist prima. Er hat verstanden, dass niemand ihn da regelmentiert. Er säuft Cola wie ein Loch – normalerweise sind ein paar Schlucke erlaubt – bekommt das junkige Kinder-Menü, statt dem hochwertigen „Turk Do&Co“ Catering und guckt die Filme, die er immer schon mal gucken wollte, die aber die Eltern aufgrund der spiessigen FSK oder anderen blöden Regeln nie erlauben. Die große Freiheit über den Wolken.
Diesmal konnte er mit den Großeltern von Zuhause in deren Heimatstadt gemeinsam fliegen, weil die Großeltern uns besuchten und ihn dann über Weihnachten mitnahmen. Zurück musste er alleine. Er war recht stolz, er war der Führer der Gruppe, denn die Großeltern sprechen kein englisch, Junior jedoch perfekt. Da der Aufenthalt in IST über 18 Stunden war, ging er zum Turkish Airways Hotelcounter und lies sich ein schönes Zimmer geben, wo die drei dann ausruhten, ehe sie weitergeflogen sind. Guter Service von Turkish Airlines.
Auf dem Rückweg hatte er 10,5 Stunden Aufenthalt in IST. Bis zu zehn Stunden betreut die Turkish Airways, länger nicht. Nun arbeitet seit kurzem unser lieber Freund Alex, ein Superkumpel, in Istanbul. Alex sagte vor Monaten gleich zu, er würde Junior gerne betreuen. Da wusste er noch nicht, dass sein Restaurant 6 Tage später eröffnen wird.
Die Oma checkte Junior ein, mit zwei perfekt ausgefüllten „Authorisations Forms“. Eins für Alex in IST, eins für die Eltern am Zielort. Auf diesem Formular steht, wer das Kind mitnehmen darf. Macht ja Sinn.
In IST klappte alles gut, eine Stunde nach der Landung konnte Alex mit Junior nach Hause fahren. Junior bemerkte, dass die Groundhostess, die ihn abholte, recht desinteressiert war. Statt sich um ihn zu kümmern, chattete und telefonierte sie Nonstop mit ihrem Boyfriend.
Zwei Stunden vor Abflug meldete sich Alex mit Junior am UM Schalter. Sie mussten noch eine Stunde warten, dann übernahm die Turkish Airlines unseren Sohn wieder. 30 Minuten später bekam Alex einen Anruf. Man habe Junior nicht mitgenommen, da er kein „Authorisation Form“ hatte. Man wusste also nicht, wem man das Kind in Bahrain übergeben könnte.
Offensichtlich hatte die schwerverliebte Dame bei der Übergabe beide Formulare aus Juniors UM Tasche entfernt. Die Dame beim Check-in kontrollierte erst gar nicht die Papiere. Auch die Hostess, die ihn durch die Passkontrolle zum Flugzeug begleitete, war wohl eher desinteressiert. Erst direkt beim Einsteigen in das Flugzeug kontrollierte jemand seine UM Tasche. Dort stellte man fest, dass das Formular fehlte. Man verweigerte dem Kind die Mitreise. Und man beschuldigte Junior, er hätte selber das Formular entfernt.
Jetzt war das Kind auf dem Flughafen. Alex wurde informiert. Seine Nummer stand ja noch auf dem alten UM-Übergabe Schein.
Alex rief uns an und wir den Flughafen in IST. Man hatte uns angeboten, Junior könne die nächsten 24 Stunden in der CIP Lounge in Istanbul verbringen oder Alex nimmt ihn wieder. 5 Tage vor der Eröffnung. Alex zögerte keine Sekunde und nahm natürlich Junior wieder mit und umsorgte ihn. Die Mitarbeiter versprachen uns hoch und heilig, man würde Junior in den nächsten Flieger setzen und es wäre nicht nötig, dass die Mutter, die das jetzt unbedingt wollte, nach IST fliegt.
Am nächsten Tag riefen wir unser Stadtbüro an und beschwerten uns. Dort teilte uns der Sachbearbeiter mit, das Junior nicht für heute, sondern für morgen gebucht sei, Junior also 48 Stunden in IST bleiben sollte. Online sah ich, dass er auf „Warteliste“ gestellt war, obwohl die Business Class ganz leer war.
Das Stadtbüro und die Facebook Leute von Turkish Airlines halfen dann, dass er doch mitgenommen wurde. Aber so richtig sicher waren selbst die sich nicht und waren recht froh, als ich ihnen mitteilen konnte, dass alles klappte.
Warum die Turkish Airlines ihn nicht ohne das Formular fliegen lassen hat, verstehen wir nicht. Am Zielort wurde er uns zwar mit Unterschrift, aber ohne Prüfung unseres Personalausweises übergeben. Alex hätte das Formular nachträglich ausfüllen können und man hätte es zum Zielort gefaxt. Aber dazu wäre vermutlich mitdenken erforderlich gewesen.
So gab es große Aufregung in der Familie, die wirklich nicht notwendig gewesen wäre. Nicht ein Mitarbeiter der Turkish Airlines, sondern gleich mehrere versagten komplett.
Da man Junior die Beförderung verweigerte, habe ich jetzt einen Antrag auf Entschädigung über 600 Euro gestellt. Darauf hätte er nach den Passagierechten der Turkish Airlines Anspruch. Mal gucken, wie die sich rausreden wollen. Falls einer der Leser Tipps hat …
Übrigens, es gab nicht einmal eine Entschuldigung von Seiten der Istanbuler Mitarbeiter, selbst gegenüber Alex waren diese nicht besonders freundlich. Dabei war Alex derjenige, der die Fehler der Airline ausbügelte. Fünf Tage vor Eröffnung! Ein echter Kumpel! Danke, Alex!
Und Junior? Auf die Frage, ob er wieder alleine fliegen würde. Ja, klar. Auch mit Turkish. Ja, auch mit Turkish. Alex sei ja in Istanbul. Da kann ja nichts passieren. Und Alex hat eine PS4 mit „Call of Duty“. Das hatten die Herren jedoch nicht geschafft zu spielen. Man wolle das nachholen, so Junior …