Auf das Mencey wurde ich aufmerksam, als ich diesen Artikel über die spanischen Sterneköchinnen las. Ich dachte mir, wer so kulinarisch interessiert ist, kann kochen.
Bisher war das Mencey mir als ein etwas heruntergekommenes, liebloses Sheraton bekannt gewesen, vor zwei Jahren übernahm nach einer Komplettsanierung mit Anbau das der Inselregierung gehörende Hotel die IBEROSTAR Gruppe.
Ende November 2013 besuchten wir das Restaurant am Pool, für das Küchenchef Juan Carlos Clemente verantwortlich ist. Er hat, so erfuhren wir, die Küchenleistung in diesem legeren Poolrestaurant vor kurzem runterfahren müssen, weil die Gäste eher die einfacheren Genüsse wollten als die Haute Cuisine.
Man sitzt wunderbar unter großen Bäumen, geschützt von weißen Schirmen oder im offenen Restaurant. Verwundert sind wir, dass weder Besteck noch Gläser poliert sind. Auch können die Kellner keine Fremdsprache und sind so nicht sehr gesprächig. Chef Juan Carlos verspricht uns ein leckeres Lunchmenü. Der Anfang ist sehr schwach mit einer belanglosen Kürbiscreme-Suppe, die nicht besonders abgeschmeckt ist. Der nächste Gang dagegen ist schön. Pulpo a la Gallega, Tintenfisch nach galizischer Art mit Schnecken. Etwas zu viel Olivenöl, aber geschmacklich perfekt. Jetzt bekamen wir auch Getränke!
Danach kommt fritierter Käse aus La Palma mit Feigenmarmelade und Pesto. Der Käse hat wenig Charakter, die Marmeladen dominiert zu sehr, das Pesto ist deplaziert. Anschliessend kommt der nächste Gang aus der Friteuse: Muräne mit Maracuja Aioli. Die Muräne ist sehr knusprig, aber auch sehr trocken. Kürzer frittiert wäre vielleicht besser. Trotzdem hat es seinen Charme. Richtig toll ist die Maracuja Aioli, die der Kellner uns als Mayonaise anpries. Sie passte zwar nicht zum Fisch, wie aßen sie stattdessen zum Industriebrötchen, weil sie so gelungen war. Ein bisschen Achterbahnfahrt. Insgesamt war der Service sehr schwach. Die Kellner konnten keinen Funken Freude aus der Küche übertragen, sie waren einfach nur freundliche Tellerträger.
Der Hauptgang war ein Wolfsbarsch mit Tomatensafran auf kanarischem Risotto mit Süßkartoffelmus. Optisch ein Türmchen der ausklingenden 90er Jahre, wenig ansprechend, speziell der Fisch. Geschmacklich aber sehr gut. Man sollte es eleganter auf dem Teller arrangieren. Der Fisch war perfekt gebraten, mit knuspriger Haut. Das kanarische Risotto, Arroz caldoso, mit Meersfrüchten war schlotzig und ebenso auf dem Punkt. Geschmacklich prima!
Zum Ende gab es noch einen Apfelkuchen mit gehaltvoller Vanillesahne.
Insgesamt war das Essen lecker. Wir hatten nun mehr erwartet, da wir von einem Feinschmecker-Restaurant ausgingen. Das ist es nicht. Es ist ein Poolrestaurant in einem Ferienhotel, das ordentlich kocht.
Anschliessend zeigte uns der sehr kompetente Empfangschef, Salvador Ansoleaga, das renovierte Haus. Wir waren begeistert vom Spa Bereich, aber auch von den Zimmern. Da kann man wirklich gut Urlaub machen. Modernes, lockeres Grandhotel.
Insgesamt ist das alte Grandhotel anständig. Es gefiel uns gut! Vielleicht von Interesse: Gruppen können die hauseigene Kochschule mieten.
Das Mencey ist günstig über Thomas Cook oder booking.com zu buchen.
Unsere Fotos auf Gourmet Report: Grand Hotel Mencey Tenerife
Mehr Infos unter www.hotelmencey.com/