Ich reise gerne und viel. Ich arbeite viel und habe gut verdient. Deswegen muss ich nicht auf den Cent gucken, wenn ich reise. Ich weiß dennoch, was der Euro wert ist. Und es ist so oft so jämmerlich, was man für sein Geld bekommt. Deswegen reise ich jetzt immer öfter weniger luxuriös. Das Gefühl, abgezockt zu werden, ist nicht schön.
Wenn ich diese Zeilen schreibe, bin ich auf dem Rückweg von einer vierwoechigen USA Reise.
Es ist 5.30 Uhr, ich sitze in der Business Class der Iberia auf dem Weg nach Berlin via Madrid und habe 3 Stunden schlafen können. Wir hatten eine schöne Ostküsten-Reise. Der Check in dauerte lange bei der Iberia, obwohl wir gleich dran waren.
Danach ging es in die BA Lounge. Außer Chips und Schokoriegel gab es da nichts. „Sir, we are closing soon“ meinte die Mitarbeiterin. Es war voll in der Lounge. Nach dem ich mich massiv beschwerte, wurden Wraps gebracht. Außerdem entdeckte ich einen Fruchtkorb mit in Plastik eingeschweißten Äpfeln und einen widerlich angegammelten Pfirsich. Warum keiner diese Frucht entfernt?
Ich fliege Iberia, weil die auf allen Langstrecken so eine Art flaches Bett haben. Es ist nicht ganz flach und zu kurz, aber ich kann sicher sein, dass es da ist. Bei vielen Airlines weiß man nicht, was man bekommt, da jedes Flugmuster anders ausgestattet ist. Selbst wenn man – wie ich es tue – bei Seatguru.com nachguckt, wie die Maschine ausgestattet ist, so ist man nicht davor gefeit, dass die Airline kurzfristig die Maschine austauscht. Das ärgert mich dann besonders, wenn ich das 3-6fache des Economy-Preises bezahle, aber eine Economybestuhlung mit Mittelsitz frei erhalte.
Da ich ja nun in der Iberia saß, hatte ich das Bett. Wir hatten eine ziemlich alte Crew. Das kann von Vorteil sein. Von Nachteil jedoch war, dass die beiden tollpatschigen Stewardessen, beide knapp 50, kaum Englisch sprachen. Auf dem Flug von USA. Ich hätte sie für Praktikanten gehalten, so einen unsicheren Eindruck machten sie.
Sie boten uns O-Saft an. Ich fragte, ob er frisch sei. Nein, „Brick“.
Ob er gezuckert sei? Ja!
Ich bat darum, die Verpackung zu sehen. Es war 100 % Saft, ungezuckert. Ähnlich kompetent waren die beiden die gesamte Reise.
Wie kann das sein?
Ich bekam die Speisekarte, besser gesagt eine Mappe mit sehr vielen Blättern. Einige waren Verkaufsprospekte für Wein oder Hugo Boss Uhren. Ich wählte dann die Ravioli, die Gattin den Heilbutt.
Eine der Damen brachte uns ein nicht mehr heißes Tuch und gleichzeitig kam die Kollegin zum Eindecken. Wie ich gleichzeitig mich säubern und den Tisch hervorholen sollte, war nicht klar. Es entstand Hektik.
Dann kam das Essen. Berühmte spanische Köche beraten Iberia. Aber auch sie können nichts machen, wenn die Stewardessen das Essen zu lange erhitzen. Der Fisch war tot und die Ravioli komplett ein Brei. Beides geschmacksneutral. Luxuriöses Reisen?
Mein Bett lies sich nicht vernünftig ausfahren, so dass es sehr kurz war und wie eine Sonnenliege nach unten hing. Es war trotzdem bequemer als in der Eco, die bis zum letzten Platz gefüllt war.
Jedes zweites Glas, das wir bekommen haben, war etwas schmuddelig. Brot wurde ohne hinzugucken in die Oelschale gelegt.
Alles so unerfreulich, wenn man bedenkt, was man dafür bezahlt.
Meinetwegen muss es keinen Service geben, lieber das Bett preiswert verkaufen und den Rest modular anbieten. Es muss ja nicht wie bei Ryanair ausarten und der Flug zur Verkaufsaktion mutieren.
Die Iberia-Mutter British Airways – die einen ähnlich bescheidenen Service, manchmal fast schon ruppig, anbietet – hat es geschafft, leckeres Essen zu machen. Simon Hulstone heißt der Chef, der mit BA wirklich gutes Essen für die Business Class entwickelte und das die Stewardessen offenbar korrekt kochen können.
45 Minuten vor der Landung will die Stewardess von meiner Frau den Kopfhörer zurück. Sie verweigert den Wunsch. Auch gut. Ich soll mein IPad ausstellen. Es ist im Flugmodus. Das wäre bei der Iberia aus Sicherheitsgruenden so. Vor dem Abflug informierte der Purser, das Rauchen im Flugzeug die Sicherheit gefährden könnte. Denken die, dass wir blöd sind? Früher wurden jedem Flieger geraucht.
Jetzt sitze ich in der Madrid Lounge der Iberia und das WLAN Internet, das man alle 30 Minuten mit 8stelligen Usernamen und genauso langen Password erneuern muss, mit Gross- und Kleinbuchstaben sowie Zahlen, ist so langsam, das ich nicht einmal emails abrufen kann. Im Jahr 2012! Was denkt sich die Iberia eigentlich?
Weiterflug im Airbus 319. Normale, enge Economy Bestuhlung. Mittelsitz frei. Reihe 1 und 2 sind per Vorhang getrennt, der genau im Nacken ist. Die Gepäckablage ist komplett voll mit Safety Demo und anderen Gerätschaften. Crew spricht kein Deutsch, keine Safety Instruktion auf Deutsch.
Das IPad muss bei der Iberia immer bei Start und Landung aus sein, die Sitze können gekippt sein, die Fenster auch zu. Wieso macht jede Airline andere Regeln?
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt das Catering. Seeteufel. Wieder zerkocht. Er zerfiel im Mund. Schade.
Eine zeitlang, als das Essen noch gratis war, servierte Air Berlin Nudeln mit Tomatensoße. Nichts besonders, aber essbar. Billig für die Airline, akzeptabel für den Gast. Besser als das ganze „willemal und kannicht“ Zeug.
Das Klo teilen wir uns mit den Eco Paxen, die jedesmal den Vorhang auf mich schoben.
Reisen ist so unangenehm geworden.
Flug ist das eine, Unterkunft das andere. Wozu braucht man noch Luxushotels, wenn die nichts gebacken bekommen?
Wir hatten auf unserer Tour fuenf Hotels. Das erste in Miami Beach war ganz okay, ein Apartment Hotel. Schlafzimmer, Wohnzimmer mit Küche, Balkon, schöner Meerblick. Wenig Service, das Zimmer wurde geputzt. Akzeptabler Preis. Es war eher wie die eigene Wohnung. Etwas weit weg vom South Beach. Sehr gutes Frühstück, von der Gattin liebevoll zubereitet.
Auf der nächsten Station, Orlando, sollte es die SpringHill Suiten von Marriott sein, ein Kettenaparthotel. Die Gattin wollte lieber etwas mit Frühstück, also buchte ich auf das Park Hyatt um. Das wird von Paul Tang geführt, der auch Präsident von Visit Orlando ist. Hier stimmte nichts. Die Katalogversprechen wurden nicht eingehalten, das Personal war eher auf Verkaufen und auf Trinkgeld aus. Alles musste man sich mühsam erkämpfen. Das Zimmer war soweit schön, die Anlage ebenso. Beim Frühstück musste man bis zu 30 Minuten warten, das Buffet war okay, wenn nachgelegt wurde. Das Obst war sehr gut.
Jedes Extra im Haus musste man bezahlen, selbst Parken.
Danach wohnten wir in einem 3-4 Sterne Boutique Hotel in Washington, wieder mit eigener Miniküche. Wieder war das Frühstück Weltklasse. Wieder von der Frau gemacht. Das Zimmer wurde nicht sehr gut gereinigt, der Service war eher rudimentär. Die Location war nett. Nichts besonderes.
In Philadelphia dann das gleiche, nur das es noch etwas schmutziger war, das Zimmer ganz schlecht gestaltet war und es noch weniger Service gab. Aber gute Lage. Frühstück war alles in Verpackungen, eher scheußlich. Am frühen Abend, 4x die Woche, gab es Wein und Käse gratis.
In Upstate New York wohnten wir in einem Hampton Inn. Das fand ich nett. Fast Null Service. Großes Zimmer mit Kühlschrank und Mikrowelle, sowie Kaffeemaschine. Alle waren ganz reizend da. Es gab eine Waschmaschine, die Ladung für 1,50$. Wir wurden eingeladen, weil wir so lange aufs Wechselgeld warten mussten. Koffer schleppt man hier selber, es gibt Gepäckwagen und Fahrstuhl, sowie Gratis-Parkplätze. Alles unproblematisch.
Gut gefiel mir der Schallschutz. Es war mit Abstand das ruhigste Hotel, solange wir die Klimaanlage ausließen.
Anschließend wollten wir uns was gönnen und wohnten 2 Nächte im Gramercy Park Hotel. Als wir um 18 Uhr anreisten, war unser Zimmer nicht frei. Das puffige Zimmer war schlecht gereinigt, es war bis 3 Uhr nachts laut. Zum Frühstück wollten wir auf die vom Hotel so angepriesene Dachterrasse. Diese war gesperrt, da vermietet. Man empfahl uns, andere Terrassen in anderen Häusern zu besuchen. Da wir bei der Abreise ewig auf den Gepäckträger warten mussten, haben wir unser Gepäck selber runtergetragen. Ein teurer Reinfall.
Die letzte Station war das Desmond Tutu Center. Hier hatten wir preiswert ein schönes Zimmer. Klein und sauber und in einer interessanten Gegend von Manhattan, dem Meatpacking District.