Orangensaft-Rohstoffpreise erreichen Rekordhoch

Die deutsche Fruchtsaftindustrie sieht sich seit fast einem Jahr kontinuierlichen Steigerungen der Orangensaftkonzentratpreise gegenüber. In den vergangenen zwölf Monaten sind die Preise für eine Tonne Orangensaftkonzentrat bereits um mehr als 150 % angestiegen. Aufgrund der bevorstehenden niedrigeren Ernte steigen die Preise auf ca. 2.600 USD, verzollt, pro Tonne Orangensaftkonzentrat aus z. B. Brasilien.

Diese enormen Kostensteigerungen sind nur durch entsprechend höhere Preise für Orangensaft im Handel auszugleichen. Die zur Jahresmitte erreichten Preiserhöhungen für Orangensaft können die vergangenen und die akuten Kostenzuwächse nicht annähernd auffangen.

Hinter der Kostenexplosion steckt u. a. das zunehmend knapper werdende Angebot aus Brasilien und Florida, gleichzeitig die steigende Nachfrage aus China (Jahr 2000: 5.000 Tonnen, Jahr 2005: 60.000 Tonnen Import) nach Orangensaftkonzentrat.

Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielschichtig. Witterungs-, Anbau- und Erntebedingungen haben die Hauptlieferländer Brasilien und USA (Florida) in den vergangenen Jahren zunehmend negativ beeinflusst, so dass heute die Lagerbestände geradezu auf Null zurückgegangen sind. D. h., dass die aktuelle Situation von der in Brasilien Anfang Juli begonnenen Ernte abhängt. So werden die etwa 200 Millionen Orangenbäume in Brasilien, im Bundesstaat São Paulo, über den Weltmarktpreis in der aktuellen Erntekampagne entscheiden. Hier wird rund die Hälfte der Weltproduktion erzeugt und acht Zehntel des in der Welt gehandelten Orangensaftkonzentrats hergestellt. Auch die dramatisch reduzierte Einschätzung der Ernte in Florida beeinflusst die Preisentwicklung auf dem Markt. Der verstärkte Zuckerrohranbau in Brasilien, der den Orangenbaumbauern über sieben Jahre gesicherte Einkünfte bringt, indem sie auf Leasing-Basis den Grund und Boden für den Zuckerrohranbau zur Verfügung stellen, verschärft die Problematik zusehends. Auch bedingt durch die Schäden in den Orangenplantagen durch vier Hurrikans, die in den Jahren 2004 / 2005 über Florida hinwegfegten, waren große Ausfälle bei der Herstellung von Orangensaftkonzentrat die Folge, Krankheiten in den Baumbeständen sowie ca. 30 Millionen noch nicht tragende Bäume der Nachpflanzungen kamen hinzu.
Dies sind nur einige der Gründe, warum es zu einer derartigen Kostenexplosion bei Orangensaft kommen konnte, die derzeit den weltweiten Markt beeinflussen.

Diese Situation der weltweiten Kostenexplosion trifft in Deutschland mit einer großen Vorliebe für Fruchtsaft und speziell auch für Orangensaft einerseits und mit einem seit langem extrem niedrigen Preisniveau für Fruchtsäfte im Handel andererseits zusammen. Vergleicht man die Verbraucherpreise für Orangensaft in den EU-Staaten, so liegen beispielsweise Frankreich und das Vereinigte Königreich wesentlich über dem Preisniveau in Deutschland. In Deutschland können wir einen Pro-Kopf-Verbrauch an Orangensaft von etwa 9 Litern feststellen. Das ist fast ein Drittel des Fruchtsaft-Pro-Kopf-Konsums. Darin ist der Orangensaft noch nicht eingerechnet, der in Multivitaminfruchtsäften und anderen fruchthaltigen Produkten, wie z. B. Orangennektar, enthalten ist.

Somit setzt die deutsche Fruchtsaftindustrie auf die im Mai 2006 gestartete Preisoffensive „Hohe Qualität der Produkte fordert adäquaten Preis“. Mit dem jetzt anstehenden Rekordhoch des Orangensaftkonzentratpreises wird eine erhebliche Preissteigerung um deutlich mehr als 20 €-Cent pro Liter Orangensaft im Handel erforderlich, auch um den hohen Qualitätsstandard für die Verbraucher weiterhin ohne Einschränkungen gewährleisten zu können.

www.fruchtsaft.org

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