Urlaub einmal anders: Einstige Gefängnisse als Hotels
Freiwillig Schlafen hinter „Schwedischen Gardinen“
Es klingt etwas befremdlich, scheint aber
weltweit zu boomen: Ehemalige Gefängnisse, die zu Hotels oder Herbergen
umfunktioniert wurden. Wolfgang Weitlaner hat einige dieser ganz speziellen
Unterkünfte ausfindig gemacht und sie einer genauen Kontrolle
unterzogen.
Offensichtlicher Komfortsieger ist das Malmaison Oxford Prison Hotel
http://www.malmaison-oxford.com im Gaol-Castle in Oxford. Die
historischen Gemäuer aus dem 10. Jahrhundert dienten seit etwa1166 als
Gefängnis, seit 1236 war auch der Kanzler der Universität dazu
autorisiert, rebellierende Studenten hier einzusperren. Im 18. und 19.
Jahrhundert wurden große Teile des Gefängnisses, das bis 1996 in Betrieb
war, neu adaptiert. Im November 2005 wurde das Luxus-Hotel mit seinen 94
Zimmern schließlich eröffnet. Die große Halle mit dem Glasdach – sie
spiegelt das typische Gefängnis-Ambiente wider – war 1969 Filmlocation
des Streifens „The Italian Job“ mit Michael Caine.
Ein Gefängnis ganz anderer Art war das heutige Gamirasu Cave Hotel
http://www.gamirasu.com in Ayvali Village nahe der Stadt Ürgüp im Herzen
Kappadokiens. Das 18-Zimmer Hotel diente nämlich nicht nur als
Gefangenenhaus, sondern war auch ein byzantinisches Klausurkloster. Das
besondere an dem kleinen Hotel, das 1999 restauriert wurde, ist dass
jedes Zimmer über einen eigenen offenen Kamin verfügt. Das Haus liegt
abseits der Touristenroute und versprüht tatsächlich orientalischen
Charme.
Auch die Pension Unitas – Art Prison Hostel http://www.unitas.cz in Prag
kann auf eine bewegte Historie zurückblicken. Auch dieses Gebäude diente
in erster Linie als Kloster, die Zellen wurden aber während der
kommunistischen Ära gerne für Verhöre verwendet. Im Herzen der Altstadt,
in der Bartolomejska 9 gelegen, ist die Pension mit den Doppel- und
Sechsbettzimmern eine kostengünstige Alternative.
Auch im fernen
Christchurch/Neuseeland bietet The Jailhouse http://www.jail.co.nz
günstige Unterkünfte für Backpacker. Auch dieses Gefängnis blickt auf
eine lange Geschichte zurück, wovon man sich heute noch überzeugen kann,
denn zum Teil wurde Graffiti aus den „Harten Tagen“ nicht überpinselt.
Die meisten Zellen wurden zwar zu gemütlichen Schlafräumen umgebaut,
aber einige blieben noch im Original erhalten.
Zimmer hinter „schwedischen Gardinen“ gibt es selbstverständlich auch in
Schweden. Im Langholmen Hotel auf der gleichnamigen Insel nahe Stockholm
http://www.langholmen.com waren bis 1975 noch Häftlinge untergebracht.
1989 öffnete das Hotel dann seine Pforten und bietet seither 89 Einzel-
und 13 Doppelzellen. Selbstverständlich verfügen alle Zimmer über Dusche
und WC, auch Telefon, Radio und Kabel-TV gehören heute zum
selbstverständlichen Inventar. Die alte Eingangshalle des Gefängnisses,
das im frühen 19. Jahrhundert errichtet wurde, wurde zu einer Rezeption
umgestaltet. Hier befindet sich auch eine rund um die Uhr geöffnete
Cafeteria.
Das erste Gefängnishotel der Schweiz steht in Luzern uns nennt sich
sinnigerweise Jailhotel http://www.jailhotel.ch . Hier war das
historische Zentralgefängnis untergebracht, das noch bis im Spätherbst
1998 unfreiwillige Gäste „bewirtete“. Das 1862 erbaute und unter Schutz
gestellte Gebäude bietet heute drei Unterkunftskategorien an: „Suiten“,
„Most Wanted“ und „Unplugged“. Während in den ehemaligen
Verwaltungsräumen verschiedene originelle Themensuiten eingerichtet
wurden, geht es in den beiden anderen Kategorien etwas härter zu: Unter
„Most Wanted“ versteht man hier: „Übernachtung in der Original-Zelle.
Hier fühlen Sie sich sicher und komfortabel aufgehoben. Einfach und
gepflegt eingerichtet, entspricht dieses Zimmerangebot dem Erlebnis
„Gefängnis“ total!“ Einen Schritt weiter geht die Kategorie „Unplugged“
im dritten Obergeschoss: Hier sei sicher aufgehoben, wer sich für das
ursprüngliche Leben im Gefängnis interessiere. „In Zusammenarbeit mit
der kantonalen Denkmalpflege sind diese Zellen möglichst nahe am
Originalzustand belassen worden.“ Das bedeutet auch, dass sich die
privaten Dusche befindet sich auf der Etage gegenüber befinden. Das
Motto des Hauses lautet im Original-Dialekt: „Besch einisch dinne,
wotsch gar nümme use.“ Wolfgang Weitlaner