Der Kudamm scheint ein schwieriges Pflaster zu sein. Das hervorragende Savu konnte sich nie durchsetzen und schloß in der Pandemie für immer. Leider. Bis auf die Pizza bei Francucci gab es kein bemerkenswertes Essen mehr am Ku’damm. Das gibt es in den Seitenstrassen, wie z.B. im Brikz.
Nun holte der Eigentümer des vorderen Gewerbeteils des Haus Cumberland – dem hochwertigsten Wohn- und Geschäftshaus am Kudamm – den Souschef von Joachim Wissler***, Dennis Melzer, nach Berlin. Der sympathische Melzer will hier Sterne kochen. Melzer kocht französisch.
Wir riefen an einem Donnerstag an, um einen Tisch zu reservieren. Das ging nicht, aber man wollte zurückrufen. Das tat man dann auch, es sei noch was frei geworden.
Wir hatten schon während des Soft Openings in der vorgelagerten Weinbar die Kleinigkeiten probiert. Alles war lecker, es hatte jedoch keine Berliner, sondern Weltstadtpreise. Einen Unterschied zu Paris merkten wir nicht. Warum auch nicht?!
Unsere Covidpässe wurden an der Gaderobe genau kontrolliert, was ich persönlich gut finde und mir ein besseres Sicherheitsgefühl gibt.
Wir bestellten das Vier-Gangmenü für 98 € pro Person.
Es startete mit einem Amuse Bouche aus zwei winzigen Stückchen geräuchtertem Aal auf einer grünen Gazpacho und einem kunstvollem Arrangement aus grünem Apfel und Rettich. Ein netter Auftakt.
Jetzt kommt das Domberger Brot mit Fenchel und Pfeffer.
Es schloß sich eine sehr gute Gänseleberscheibe an. Sie war dekoriert mit ? – ich habe es schon wieder vergessen. Die Gänseleber war ordentlich, das Buchweizen Brioche schmeckte kaum nach Buchweizen.
Anschliessend kam der – kalte – Fischgang. Mag es unsere niedrige kulinarische Intelligenz sein, dieser Funken sprang nicht über. Scheiben des festen Saiblings lagen auf einer Art Kümmel“butter“. Wir mögen eigentlich Kümmel gerne. Aber diese Kombination begeisterte eher weniger.
Nun kam bereits der Fleischgang auf zwei Tellern, also einem Teller plus Tellerchen. Der Lammrücken schmolz im Mund, so zart war er. Wir schlossen uns der Meinung meines Sohnes an: Davon würden wir noch zwei weitere Stückchen nehmen. Das Filet auf dem Extra Teller war ein weiterer, kleiner Happen und nicht ganz so geschmacksstark wie der Rücken.
Jetzt kam bereits das Dessert. Die einzige Erinnerung daran ist, dass es sehr klein war. Ich klaue deswegen die Beschreibung von Elisabeth Binder (Tagesspiegel): „Hübsch die beiden süß-knusprigen Himbeer-Paprika-Röllchen, verschlossen mit Estragon und Paprikachips, gefüllt mit Blaumohn-Mandelereme. Dazu Sorbet und Perlen von der Honigmelone, mit Melonen-Girlande und einem Melonensud mit Mohnöl (14 Euro).“
Zur Rechnung gab es noch einen Oreo, Mini Donut und einen Gugelhupf, der etwas lang im Ofen war und ein starkes Röstaroma gab.
Insgesamt ein sehr leichtes Menü. Wir hatten uns wahrlich nicht überfressen.
Auch am Ende war das sehr schöne, sehr große Restaurant nur zu einem guten Drittel gefüllt.
Der liebevolle Service war stets aufmerksam.
Das Cumberland ist ein Restaurant, in das man mit den Schwiegereltern hingehen kann und zeigen kann, wie großstädtisch Berlin ist. Am besten auch, wenn diese zahlen! (Dann nehmt das große Menü, damit keiner hungrig bleibt!)
Begeisterter als wir waren, war Berlins Nr.1 Restaurantkritiker Bernd Matthies: „Viele klar strukturierte Zutaten auf geräumigem weißem Porzellan, das wirkt auf den ersten Blick wie eine kleine Zeitreise, schmeckt aber absolut heutig.“ Auch das Stadtmagazin Tip lobte das Restaurant. Elisabeth Binder äußerte sich eher positiv am vergangenen Sonntag im Tagesspiegel.
Am besten: Einfach mal hingehen und selber probieren!
Restaurant Cumberland, Berlin - RESTAURANTKRITIK
Zusammenfassung RESTAURANTKRITIK
Restaurant Cumberland, Berlin: Insgesamt ein sehr leichtes Menü. Wir hatten uns wahrlich nicht überfressen.