WMF an Finanzinvestor verkauft

Mehrheit an WMF geht an Capvis

Das schwäbische Traditionsunternehmen WMF geht mehrheitlich in die Hände des Schweizer Finanzinvestors Capvis. Capvis hat sich 52 Prozent der Stammaktien von den Großaktionären Deutsche Bank, Münchener Rück und Württembergische Lebensversicherung gesichert.

Capvis zahlt den drei Konzernen 19,05 Euro je Aktie, insgesamt also 92 Mio. Euro. Für die restlichen Stammaktien will Capvis nach Auszahlung von 0,70 Cent Dividende 19,05 Euro je Stück, für die Vorzugsaktien 15,60 Euro bieten. Damit haben die Schweizer in einem monatelangen geheimen Übernahmerennen den österreichischen Finanzinvestor Fiba Beteiligungs- und Anlage GmbH ausgestochen. „Wir haben diesen drei Großaktionären auch ein gutes Angebot gemacht“, sagte Fiba-Chef Wolfgang Hochsteger der FTD. Die Fiba hatte Ende April vom damals größten WMF-Aktionär Wolfgang Schuppli 20 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien gekauft mit dem Ziel, die Mehrheit an WMF zu erringen. Hochsteger soll dafür 30 Mio. Euro gezahlt haben, was gut 16 Euro je Aktie entspräche.
Eignerstruktur kam nicht im Konsens zustande.

Am Mittwoch blieb offen, ob sich die beiden neuen Großaktionäre des 1853 gegründeten Herstellers von Besteck, Kochgeschirr, Schneidwaren und Kaffeemaschinen aus Geislingen auf eine gemeinsame Strategie einigen werden. Hochsteger und der WMF-Vorstand zeigten sich von Capvis‘ Übernahmeangebot völlig überrascht. „Wir werden das Angebot prüfen“, sagte der Fiba-Chef. Er schloss nicht aus, dass die Fiba wieder verkauft und so einen schnellen Gewinn einstreicht. Zugleich hielt er auch für denkbar, mit Capvis zusammenzuarbeiten. Der dritte Großaktionär, die Helvetic Grundbesitz Verwaltung GmbH der Familie Schuppli, mit 15 Prozent war am Mittwoch nicht zu erreichen.

Allerdings kam schon die neue Eignerstruktur nicht im Konsens zustande. Schuppli hatte den Verkauf seines 20-Prozent-Pakets an die Fiba vereinbart, ohne die Miteigner zu informieren.
Gleichzeitig hatte sich Capvis schon intensiv mit dem Einstieg beschäftigt – was Capvis-Partner Daniel Flaig und Capvis-Berater Hans Knürr noch Anfang April gegenüber der FTD dementiert hatten. WMF ist das erste deutsche Investment der Schweizer Beteiligungsfirma, die auf Mittelstand spezialisiert ist.

Capvis will WMF-Strategie stützen

Auch der WMF-Vorstand erfuhr am Mittwoch gleichzeitig mit der Öffentlichkeit vom Verkauf der Mehrheit. „Wir wussten, dass einige Großaktionäre verkaufen wollen. Dass jetzt aber Capvis zum Zug kommt und gleich ein Angebot zur Übernahme der übrigen Aktien ankündigt, ist für uns eine Überraschung“, sagte WMF-Finanzvorstand Bernd Flohr der FTD. Man habe Capvis aber in früheren Verkaufsphasen als seriösen Partner kennen gelernt. Eine offizielle Stellungnahme zum angekündigten Übernahmeangebot von Capvis will der Vorstand erst abgeben, wenn dieses vorliegt.

Capvis-Partner Flaig betonte gegenüber der FTD, „wir wollen die Strategie des WMF-Managements unterstützen“. Weitere Anteile benötige Capvis dafür nicht. „Die Mehrheit ist ausreichend, um unsere Strategie umzusetzen.“ Ziel sei, das Wachstum des Unternehmens im Konsumgütergeschäft und mit Kaffeemaschinen voranzutreiben, wo Flaig besonders viel Potenzial sieht. Im schwierigeren Hotelgeschäft hat WMF bereits angekündigt, künftig in Osteuropa fertigen zu wollen.

Lesen Sie den gesamten Artikel von Angela Maier, Frankfurt, und Oliver Wihofszki, Stuttgart in der FTD:
www.ftd.de/unternehmen/industrie/81570.html

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