Nur wenige Deutsche verstehen Herstellerangaben auf Milchverpackungen
Wer glaubt, Einkaufen sei eine anspruchslose Tätigkeit, irrt. Eine immer größer werdende Produktvielfalt, unzählige Herstellerangaben auf den Verpackungen wie Gütesiegel oder Beschreibungen zu Inhaltsstoffen und Herstellungsverfahren lassen einen leicht den Überblick verlieren. Das ist auch bei der Milch nicht anders: Vollmilch, fettarme Milch, H-Milch, pasteurisiert und homogenisiert – der Konsument ist beim Einkauf mit diversen Begriffen konfrontiert. Eine repräsentative Emnid-Studie im Auftrag der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft (LVBM) hat jetzt herausgefunden, wie fit Verbraucher in der Milchsprache sind.
Ein Buchstabe sorgt für Verwirrung
Nur rund ein Drittel der Befragten kennt die Bedeutung von H-Milch. H-Milch ist ultrahocherhitzte Milch. Bei der Ultrahocherhitzung wird die Milch wenige Sekunden auf mindestens 135 °C erhitzt. Fast alle Mikroorganismen werden abgetötet. Solange die Packung geschlossen ist, muss H-Milch nicht gekühlt werden. Das „H“ steht daher für haltbar. Über die Hälfte glauben jedoch, dass das „H“ „homogenisieren“ bedeutet. Der Hinweis „homogenisiert“ befindet sich jedoch gesondert auf der Verpackung. Er bedeutet, dass die Milch unter Druck durch feine Düsen gepresst wurde. Dadurch werden die Fettkügelchen der Milch in kleinere Fetttröpfchen zerteilt.
Diese sind dann so winzig, dass sie in der Milch fein verteilt bleiben. Die Milch rahmt dadurch nicht auf und ist besser verdaulich. Nur 16 Prozent können diesen Prozess erklären. Für zusätzliche Verwirrung sorgt der Begriff „pasteurisieren“. Beim Pasteurisieren wird die Milch 15 bis 30 Sekunden auf 72 bis 75 °C erhitzt. Hierbei werden die meisten Bakterien abgetötet. Pasteurisierte Milch ist etwa sieben Tage haltbar, sie muss jedoch im Kühlschrank aufbewahrt werden. Pasteurisierte Milch wird üblicherweise als Frischmilch bezeichnet.
Ein Lichtblick am Milchhorizont: Über 70 Prozent der Umfrageteilnehmer wissen, dass sich hinter „Vollmilch“ Milch mit einem Mindestfettgehalt von 3,5 Prozent verbirgt.
Wissenslücken bei Herkunftsangaben
Unkenntnis herrscht auch bei den Angaben zur Herkunft eines Produkts. Knapp 30 Prozent glauben, dass sie diese am Namen des Herstellers erkennen, 22 Prozent meinen, dass der Produktname selbst die Herkunft verrät. Dass bei Milchprodukten ein Kennzeichen auf der Verpackung Auskunft über die regionale Verarbeitung gibt, wissen die wenigsten. Das sogenannte Identitätskennzeichen weist zum Beispiel mithilfe des Kürzels „BY“ innerhalb der Ellipse Bayern als Verarbeitungsort aus.
„Ein bewusster Genuss setzt voraus, dass der Verbraucher weiß, was er konsumiert“, sagt Dr. Maria Linderer von der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft (LVBM). „Eine Erklärung der zahlreichen Begrifflichkeiten ist daher eines der wichtigsten Ziele unserer Landesvereinigung.“ Auf www.milchland-bayern.de hat die LVBM ein umfangreiches Milch- und Käselexikon zusammengestellt.