10 x Merk-Würdiges über …
bayerische Wirtshäuser
(1)Herbstzeit ist Märzenzeit. Jetzt schäumt in Bayerns Wirtshäusern wieder Märzen in die Krüge. Seine Geschichte reicht bis in die Zeit, als in der warmen Jahreszeit kein Bier produziert werden konnte. Im März braute man daher das Bier stärker ein und würzte es mit reichlich Hopfen, damit es bis in den Herbst hinein haltbar blieb.
(2)Gutes altes Bier. Im Bayerischen Wald und in Niederbayern wird bis Ende Oktober das „Letzte Alte Bier“ ausgeschenkt. Als früher nach der Getreide- und Hopfenernte endlich gebraut werden konnte, mussten die Wirte in ihren Lagerkellern rasch Platz schaffen. Also bereiteten sie ein Festmahl zu und luden die Gäste ein, die alle Biervorräte gewissenhaft bis aufs Noagerl tranken. Und weil´s so schön ist, feiert und genießt man bis heute das „Letzte Alte Bier“.
(3)Bayerischer Filz. Bierfilzl nennt man in Bayern die Bierdeckel, denn früher wurden sie aus Wolle gefilzt. Manche Traditionswirtshäuser servieren ihre Bierspezialitäten noch heute auf den fingerdicken, saugfähigen Traditions-Untersetzern.
(4) „A Schelln konnst ham!“ Fällt im Wirtshaus dieser Satz, gibts hoffentlich keine Ohrfeige, sondern nur ein Schellen-Solo beim Schafkopfen. Ein weiterer Wirtshaus-Klassiker: das Wattn. Mit dem Kartenspiel sollen sich während der napoleonischen Kriege die verbündeten Bayern und Franzosen die Zeit vertrieben haben.
(5)Nicht einfach „ein Bier“. Wer den besonderen Genuss sucht, bestellt die passende Bierspezialität zum Essen. Zum Weißwurst-Frühschoppen zum Beispiel Weißbier oder Helles. Zum Schweinsbraten: Märzen, Dunkles oder Export. Zur Kirchweihgans: Festbier, dunkles Weißbier oder Schwarzbier. Zum sauren Lüngerl: helles oder dunkles Export. Zum Apfelstrudel: Dunkles oder Märzen. Und zur Bayerischen Creme: helles Weißbier oder ein dezent malzsüßes dunkles Bockbier.
(6)„An Guadn!“ Was sonst nur in Biergärten erlaubt ist, hat im niederbayerischen Aldersbach auch im Wirtshaus Tradition: Ins Bräustüberl (das ehemalige Auditorium der Aldersbacher Zisterziensermönche) bringen die Gäste ihre Brotzeit selbst mit. Der Wirt serviert dazu die vollmundige Bräustüberl-Maß – und die „Bamhaggebuam“ heizen den Gästen mit der Teufelsgeige ein.
(7)Und die Musi spielt dazu. Einst gehörten das Wirtshaus und die Musik zusammen wie das Bier und der Schaum. Die bayerische Initiative „Musikantenfreundliches Wirtshaus“ belebt den alten Brauch. Bei den teilnehmenden Wirten können Musiker spontan aufspielen; dafür gibts Bier und eine Brotzeit gratis.
(8)Das älteste deutsche Wirtshaus steht im unterfränkischen Miltenberg. Im Gasthaus zum Riesen residierte bereits 1314 Ludwig der Bayer. So lang wie die Chronik des Hauses ist die Bierkarte mit rund einem Dutzend regionaler Spezialitäten der Brauerei Faust: vom Riesen Spezial mit feinen Honig- und Tabaknoten über das naturtrübe Kräusenbier bis zum Schwarzviertler mit rauchigen Karamell- und Bitterschokotönen.
(9)Urgemütliche Wirtshausstimmung bieten rund ums Jahr die Zoiglstuben in der nördlichen Oberpfalz. Dort brauen die Bürger abwechselnd im Kommunbrauhaus ein untergäriges, unfiltriertes, helles oder dunkles Bier: den Zoigl. Ist das Bier reif, hängen sie den sechseckigen Zoiglstern über ihre Haustür. Und schon strömen die Gäste herbei und lassen sich zum Bier deftige Oberpfälzer Brotzeiten schmecken – in kleinen Zoiglschänken oder gleich in der Küche der Kommunbrauer. Einen ähnlichen Brauch, das Flindern, pflegt man während der Sommermonate im fränkischen Pegnitz.
(10)In München steht … Das Hofbräuhaus, berühmtestes Wirtshaus der Welt, zieht nicht nur Touristen an. Auch viele Urmünchner sind regelmäßig zu Gast – es gibt fast 100 Stammtischrunden. Die „Alten Münchner“ treffen sich täglich, „De Zammagwiafedn“ jeden Monat. Die Mitglieder des Prinzregent-Luitpold-Stammtischs kommen in Tracht zusammen und trinken aus Krügen, die zum Teil aus dem 19. Jahrhundert stammen. Höchstes Privileg im Hofbräuhaus ist der eigene Bierkrug, hinter geschmiedeten Gittern mit Schlössern verwahrt. Sie möchten dort auch Ihren Krug deponieren? Vergessen Sie’s. Die Schlüssel werden nicht vergeben, sondern vererbt.