Zu Tisch in … Ostanatolien

So, 25.10. um 17:10 Uhr arte

Zu Tisch in … Ostanatolien

Kibar und ihre Familie sind Kurden alevitischen Glaubens und leben in einer der ärmsten Gegenden der Türkei, den Munzurbergen in Ostanatolien. Die alevitischen Mythen und Traditionen bestimmen noch heute das Leben vieler Dorfbewohner und ihre Küche. „Zu Tisch in …“ schaut Kibar bei den Vorbereitungen zu einem traditionellen Festmahl über die Schulter und lernt zwei verschiedene Auberginengerichte kennen.

Bei Sonnenaufgang läuft Kibar Öz mit ihrem Mann und ihrem Sohn durch das Munzurtal in Ostanatolien. Im Arm trägt sie ein weißes Huhn, das sie an einem heiligen Ort in der Nähe ihres Hauses opfern will, um für einen milden Winter zu beten. Um den Hals trägt Kibar eine Kette mit einem kleinen Anhänger, einem zweispitzigen arabischen Schwert, als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zum alevitischen Glauben. Kibar und ihre Familie wohnen in einer der ärmsten Gegenden der Türkei. Um die raue, abgelegene Bergregion Ostanatoliens ranken sich viele Mythen und Sagen. Die alevitischen Legenden und heiligen Orte bestimmen noch heute das Leben vieler Dorfbewohner. Kibar und die Nachbarsfrauen treffen sich im September, um zusammen Obst und Gemüse für den Winter vorzubereiten. Auberginen, Paprika, Tomaten und Bohnen werden eingelegt, es wird reichlich Marmelade gekocht und ein großer Käsevorrat angelegt. Zuletzt wird Bulgur getrocknet und gemahlen. Zur Stärkung macht Kibar zu Mittag leckere Zeytinyagli Dolma, gefüllte Auberginen mit Olivenöl, die als kalte Vorspeise serviert werden. Typisch kurdisch sind auch Kutani, in der Glut gegarte Auberginen, die anschließend geschält und zerstoßen werden. Dazu gibt es den feinen ostanatolischen Knoblauch. Die Aleviten sind liberale Moslems mit vielen humanistischen, aber auch mystischen und naturreligiösen Überzeugungen. Moscheen gibt es nicht, dafür wird ein Cem abgehalten: eine Versammlung der Gläubigen mit anschließendem Festmahl. Zu einem solchen Mahl unter freiem Himmel haben Kibar und ihre Familie haben alle Nachbarn geladen. Zwei Schafe werden dafür geschlachtet. Dann wird die ganze Nacht gesungen und getanzt.

So, 25.10. um 17:35 Uhr, arte:

Zu Tisch in … der Herzegowina

Die nach dem Bosnienkrieg 2004 wiederaufgebaute Brücke von Mostar ist zum Symbol für ein friedliches Miteinander von Christen und Moslems auf dem Balkan geworden. In der größten Stadt der Herzegowina, die seit den 90er Jahren in einen kroatisch-katholischen West- und einen moslemischen Ostteil geteilt ist, spiegelt sich der Einfluss vieler Kulturen auch in den vielseitigen Gerichten wider – einer Mischung aus orientalischer und mediterraner Küche. In „Zu Tisch in …“ verraten Damir Ugljen, ein junger Brückenspringer, und seine Großmutter die besten Rezepte für Spezialitäten wie Sogan-Dolma, Weinblätterrouladen, und Cevapcici.

Zwischen den Bergen Velez und Prenj, im Tal des Neretva-Flusses liegt Mostar, die Hauptstadt der Herzegowina. Das Wahrzeichen von Mostar ist die steinerne Alte Brücke. Sie galt seit vielen hundert Jahren als Verbindung von Abendland und Morgenland, als Symbol für ein friedliches Miteinander von Christen und Moslems. Am 9. November 1993 zerstörten kroatische Geschütze das historische Baudenkmal und verliehen ihm eine neue Bedeutung: Fortan standen die Überreste als Mahnmal für den Hass zwischen Nachbarn. Seit dem Krieg ist Mostar eine zweigeteilte Stadt, der Westteil kroatisch-katholisch, der Ostteil muslimisch. Damir Ugljen, Student und Brückenspringer, lebt im Ostteil der Stadt, seine Großmutter, eine Kroatin, im Westteil. Damir bewegt sich ganz selbstverständlich durch die beiden Stadtteile. Bis vor kurzem war das nicht der Fall. Als „halber“ Moslem war er im Westteil der Stadt nicht willkommen. Damir besucht seine Oma oft, um mit ihr zu kochen. Sie bringt ihm bei, wie man Jelan Dolma, Weinblätterrouladen, macht, eine alte Spezialität, die in Mostar auf ganz besondere Art und Weise zubereitet wird. Großmutter Dobrila sagt: „50 Prozent aller Ehen hier sind die sogenannten Mischehen. Ich bin katholische Kroatin, mein Mann war orthodoxer Mazedonier. Meine Tochter, Damirs Mutter, hat einen Moslem geheiratet. Und was sollen jetzt ihre Kinder sein – sie sind ehrliche Bürger, so einfach ist es“. Diese Mischung spiegelt sich auch in den Gerichten wider, die in Mostar auf dem Speisezettel stehen: „Hier hat man sich das Beste ausgesucht und miteinander kombiniert. Deswegen ist unsere Küche einfach perfekt“, sagt Damir und lässt es sich schmecken. Als leidenschaftlicher Brückenspringer verbringt Damir sehr viel Zeit auf der Alten Brücke. Mit seinem Hobby finanziert er sein Studium. Es ist eine alte Tradition, dass die Sprünge von der Alten Brücke „bezahlt“ werden. Schon vor 400 Jahren erhielten junge Männer vom osmanischen Sultan für ihre mutigen Sprünge einen Golddukaten. Heute honorieren die Touristen die waghalsigen Vorstellungen mit Devisen. Es ist eine nicht ganz ungefährliche Leidenschaft. Mit bis zu 80 Stundenkilometern fliegen die Brückenspringer 27 Meter durch die Luft. Alles muss stimmen, wenn sie sich vom Brückengeländer abstoßen. Auch den kleinsten Fehler bekommen sie beim Aufprall auf die Wasseroberfläche schmerzlich zu spüren. Das Springen macht hungrig, so sind die Brückenspringer immer glücklich, wenn sie von der Großmutter des jüngsten Brückenspringers Germa zum Essen eingeladen werden. Sogan-Dolma und Cevapcici gibt es diesmal. Und die schmecken den jungen Männern natürlich besonders gut, kennt Oma Zehra doch das Geheimrezept.

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