Guatemala

Rundreise durch das Reich der Farben, Mythen und Maya-Traditionen

In wohl kaum einem anderen Land Mittelamerikas lässt sich die Tradition der
Ureinwohner heute noch so deutlich wahrnehmen wie in Guatemala. Nirgends
sind die Farben so intensiv, die Mythen so lebendig und die Natur so
wechselvoll und erlebnisreich wie dort. Ein Land, an dem der Ansturm des
Massentourismus bislang vorbeigegangen ist, das sich die Einzigartigkeit
und Schönheit seiner ursprünglichen Gegebenheiten bewahrt hat – das ist
Guatemala.

Um das Land in seinen Facetten kennen zu lernen braucht man sicherlich
mehrere Besuche, ein erster Eindruck lässt sich jedoch in einer
zweiwöchigen Rundreise gewinnen, die von Nord nach Süd nicht nur viele
Klimazonen durchstreift, sondern ganz unterschiedliche Welten eröffnet.

Angefangen im nördlichen Distrikt Guatemalas, dem Peten, trifft man auf
tropische Verhältnisse. Dschungel mit zahlreichen Tier- und Pflanzenarten
und warmem Regen – es ist das Reich des Chaac, des Regengotts der Maya.

Ausgehend von der Stadt Flores ist der Ort Tikal sicherlich das
bedeutendste Ziel dieser Region. Die Pyramiden-Tempel der Maya – längst
noch nicht alle wieder entdeckt – sind einzigartige Monumente, die dem
Besucher besonders anschaulich das Leben der Maya in der prähispanischen
Zeit verdeutlichen.

Von dort geht die Reise nach Südosten zu Guatemalas schmaler, aber
lebendiger Atlantikküste nach Livingston. Die Stadt ist nur vom Wasser aus
erreichbar über den Rio Dulce. Die hier ansässigen Garifuna sind Karibik-
Ureinwohner, deren unbeschwingter Lebensstil – wohl auch bedingt durch die
heiße Karibik-Sonne – sich gut aus den intensiven Farben der Stadt ablesen
lässt. Die Architektur der Häuser und der Rhythmus des Lebens verläuft hier
völlig anders als im übrigen Land, das von der Maya-Tradition geprägt ist.

Die entspannende Weiterreise per Boot über den Rio Dulce ins Inland führt
durch schier endlose, grüne Dschungelgebiete, vorbei an abgelegenen Maya-
Dörfern, Pfahl-Bauten an den Ufern, aber auch prächtigen Anwesen. Hier, wo
Johnny Weissmüller in den 20er Jahren in der Rolle des Tarzans durch die
Bäume sprang, begleiten Pelikane und Kormorane die Bootsfahrt durch die
wilde, unberührte Natur.

Nicht versäumen sollte man auch das Naturspektakel Semuc Champey und die
Lankin-Höhle in der Gegend um die Stadt Cobàn. Semuc Champey „wo der Fluss
unter der Erde verschwindet“, verläuft ein Teil des Flusslaufes
terassenartig an der Oberfläche und ein andere strömt reißend unter der
Erde entlang bis sich beide Läufe am Ausgang der Lankin-Höhle, einer der
größten und tiefsten Höhlen Guatemalas, wieder treffen. Das Wasser in Semuc
Champey ist glasklar und der terassenartige Verlauf gestaltet das
Badevergnügen dort zu einem echten Erlebnis. Die Lankin-Höhle birgt
zahlreiche Mythen und Fabelwesen, die sich aus den Stalagmiten und
Stalagtiten ablesen lassen und ist zudem Heimat für tausende Fledermäuse.

Während die Gegend um Cobàn noch feucht-warmes Klima aufweist, ändern sich
die Gegebenheiten, je weiter südlich man durch das Land reist. In der
Gegend um Zacapa, aus dem der berühmte, Cognac-ähnliche Zacapa-Rum stammt,
ist das Klima trocken-heiß. Hier trifft man nicht nur Kakteen an, die
Region ist auch für den Tabakanbau hervorragend geeignet. Daher liegt hier
Guatemalas kleines, aber extravagantes Tabak-Gebiet.

Bevor die Reise sich zur Pazifikküste fortsetzt, ist ein Schwenk nach
Westen über die Hauptstadt Guatemala Cidudad nach Antigua unvermeidlich.
Die Lebendigkeit dieser oft durch Vulkanausbrüche zerstörten, ehemaligen
Hauptstadt Guatemalas, lassen das koloniale Flair der Vergangenheit wie an
keinem anderen Ort erleben. Kleine, bunte Häuser, meist eingeschossig,
quirlige Märkte, farbenfrohe Maya-Kleidung und natürlich Kaffee. Das sind
die besonderen Eindrücke, die sich dem Besucher direkt nach der Ankunft
geradezu aufdrängen in der von noch immer aktiven Vulkanen umgebenen Stadt.
Kaffeeplantagen rings um die Stadt kennzeichnen nicht nur einen wichtigen
Wirtschaftsfaktor, sondern auch das milde, leicht feuchte Klima der Region.
Empfehlenswert ist unbedingt auch ein Besuch auf Antiguas Wochenmarkt
direkt neben dem zentralen Busbahnhof, an dem die mächtigen,
charakteristischen Überlandbusse aus allen Regionen sich sammeln. Die
Mischung aus bunten Farben, duftenden Gerüchen und dem Lärmen der
Marktleute vermittelt eine prächtige Atmosphäre und verhilft dem Reisenden
ausgezeichnet zum Verständnis der Mentalität der Menschen Guatemals.

Nur gut eine Autostunde entfernt von Antigua liegt die Pazifikküste. Das
Naturreservat Monterrico ist sicherlich der eindrucksvollste Ort für einen
Besuch. Wilde, unberührte Strände, deren schwarze Sandfarbe durch die nahen
Vulkane des Hinterlandes geprägt ist. Die Wasserschildkröten-Aufzucht-
Station ist ein anschaulicher Weg, dem Besucher die Artenvielfalt von
Monterrico näher zu bringen. Ein Erholungs-Tipp ist die Bootsfahrt durch
die nahe gelegenen Mangrovenwälder des Hinterlands „Canal de
Chiquimulilla“. Das plätschern des Wassers, die lautmalerischen Stimmen der
Vögel und der Anblick der immergrünen Schilf-Pflanzen, „Manglares“, in
denen vereinzelt noch Caimane ihr Zuhause haben, führen auf der etwa
einstündigen Fahrt zu besonderer Entspannung.
Eine Hochsee-Fischtour auf den Pazifik empfiehlt sich auch für alle, die
nicht angeln möchten. Die Schönheiten des tiefblauen Meeres lassen sich am
besten vor der Küste wahrnehmen. So trifft man nicht selten auf Delphine,
riesige Wasserschildkröten und mit etwas Glück auch auf einen Wal.
Angelfreunde und Abenteurer kommen hier voll auf ihre Kosten, denn der Blue
Marlin oder die Gold-Dorade lassen das Herz jeden Fischers höher schlagen.

Auf der Weiterfahrt Richtung Hochland bietet sich für Interessierte
sicherlich auch ein Zwischenstopp an einer der zahlreichen Zuckerrohr-
Plantagen an der Pazifikküste an. Im Februar ist die Stadt Mazaltenango für
einen Besuch ein wichtiges Reiseziel, da nur hier Karneval in Guatemala
gefeiert wird.

Das guatemaltekische Hochland ist Inbegriff der lebendigen Maya-Kultur.
Nirgends sonst erlebt man die Mythen und Traditionen so gut wie hier. In
der Stadt Chichicastenango sind die Riten besonders gut wahrnehmbar. Vor der
Kirche Santo Tomás, die 1540 von den Dominikanern direkt an der Stelle
eines ehemaligen Tempels erbaut wurde, werden die Zeremonien der Maya
eindrucksvoll praktiziert. Die Atmosphäre hier ist geprägt von dichtem
Gedränge, Nebel von Harzrauch und aromatischen Essenzen, die die Luft
zerschneiden. Stapelweise frische Blumen werden als Opfergaben verbrannt.
Schamanen murmeln Gebete, auf kleinen Altären raucht und qualmt es. Eine
mystische Atmosphäre umgibt diesen Ort.

Die Rundreise endet an dem Punkt, den der Forscher Alexander von Humboldt
einst als den schönsten See der Welt bezeichnete – dem Atitlansee im
Zentrum Guatemalas. Hier wo die Erdplatten Nord- und Südamerikas sich
übereinander schieben, wo aktive Vulkane die unendlich erscheinende
Wasserfläche umgeben, ist die Heimat der Tzutuhil- und Cakchiquel-Indianer,
den Nachkommen der Maya. 14 kleine Dörfer umringen den fast 300 Meter
tiefen See, der auf der Liste der sieben neuen Weltwunder steht.
Das quirlige Städtchen Panajachel mit seinem Markt ist ein beliebtes Ziel
für Reisende.Und gegenüber, auf der anderen Seite des Sees liegt Santiago
Atitlán, die Stadt, in der der Maya-Gott Maximo beheimatet ist, ein „Gott
zum Anfassen“, da er in einer angekleideten Puppe dargestellt ist, die
ständig mit einem frischen Drink und einer Zigarette versorgt werden muss,
um wohlgesonnen zu sein. Diese Tradition zeigt Eindrucksvoll die
„Greifbarkeit“ der lebendigen Maya-Traditionen, die das ganze Land prägen
und in ihrer Ursprünglichkeit die Maya-Traditionen trotz der
wechselvollen Geschichte Guatemalas bis in die heutige Zeit überdauert
haben. Philip Duckwitz

www.visitguatemala.com

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