Veranstaltung zu Food Literacy

"In vielen Familien ist der Fernseher inzwischen zur Ersatz-Feuerstelle geworden", kommentierte Prof. Angelika Ploeger von der Universität Kassel den Erfolg von Kochsendungen. Anstatt das Essen selbst zuzubereiten und gemeinsam zu genießen, schaue man sich solche Sendungen an. Diese vermittelten auf der emotionalen Ebene Geborgenheit und Geselligkeit, trügen auf der rationalen Ebene aber kaum zur Steigerung der Kochkünste bei.

Dass die Ernährungskompetenzen aber immer weiter abnehmen und wie man dem entgegen wirken kann, war Thema der Veranstaltung "Food Literacy – Schmackhafte Angebote für die Erwachsenenbildung", die der aid infodienst gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) am 12. Juni in Bonn durchführte. In Anlehnung an den Begriff "Literacy", der im Bildungsbereich für Lese- und Schreibkompetenz steht, ist Food Literacy definiert als "die Fähigkeit, den Ernährungsalltag selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und genussvoll zu gestalten".

Im Rahmen des gleichnamigen von der EU-Kommission geförderten Projekts wurden Arbeitsmaterialien für verschiedene Bereiche der Erwachsenenbildung entwickelt. Diese zielen darauf ab, Teilnehmer in der Erwachsenenbildung zum Nachdenken über Ernährung und zu einer bewussteren Ernährungsweise anzuregen.

Auf der gut besuchten Veranstaltung diskutierten etwa 35 Praktiker aus der Erwachsenenbildung, welche Möglichkeiten Food Literacy bietet und in welcher Weise die entwickelten Methoden einsetzbar sind. Konsens der Teilnehmer war: Das Thema ist elementar wichtig und eignet sich als Querschnittsthema in der Erwachsenenbildung. Wie die auf der Veranstaltung präsentierten Pilotprojekte zeigen, bietet Food Literacy die Möglichkeit, auch bildungsfernere Zielgruppen zu erreichen.

Von einem solchen Pilotprojekt berichtete Margaret Haas, Referentin in der Erwachsenenbildung aus Hachenburg. In ihrem Kurs "Deutsch als Fremdsprache" beschäftigten sich die Teilnehmerinnen mit Herkunft und Handel von Schokolade und wurden dadurch zum Nachdenken über das eigene Einkaufsverhalten angeregt. Silvia Danninger, Trainerin aus Wien, stellte ein Pilotprojekt in einem Qualifizierungskurs für Arbeitsuchende vor. Neben einem Bewerbungs- und Kommunikationstraining stand die Beschäftigung mit dem Thema Essen auf dem Programm. Dies war der gemeinsame Nenner der multikulturell zusammengesetzten Gruppe und trug zum Abbau von Barrieren bei. Außerdem erlebten die Teilnehmer, dass genussvolles Essen in Krisenzeiten zum Erhalt der Leistungsfähigkeit und des Selbstwertgefühls beitragen kann. Das sind Erkenntnisse, die nicht nur für Arbeitsuchende wichtig sind. Nun sollen Konzepte entwickelt werden, wie interessierte Kursleiter mit den Methoden von Food Literacy geschult werden können.
(aid, Dr. Maike Groeneveld)

Weitere Informationen:

http://food-literacy.org/opencms/opencms/foodlit/de/leftNav/start/index.html

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