100 jähriges Bier

Anläßlich ihres 400-jährigen Jubiläums startete die Schloßbrauerei Unterbaar im bayerischen Schwaben ein bisher im Brauwesen einzigartiges Experiment – Es wurde ein Bier gebraut, das 100 Jahre lang reifen soll

Unter der Schirmherrschaft von „Bierpapst“ Conrad Seidl brauten die Braumeister der bayerischen Schloßbrauerei Unterbaar vor wenigen Tagen, anlässlich des 400-jährigen Brauerei-Jubiläums, ein besonderes Bier ein, das über mehrere Generationen hinweg reifen soll.

Wie alte Aufzeichnungen belegen, wurde bereits 1608 im bayerisch-schwäbischen Unterbaar nachweislich Bier gebraut. Entsprechend diesem urkundlichen Datum feierte die Schloßbrauerei Unterbaar vor wenigen Wochen das 400-jährige Jubiläum. Als Höhepunkt der Festlichkeiten wurde jetzt am 11. Juni 2008 ein außergewöhnliches Experiment gestartet mit dem Versuch ein Bier zu brauen, mit dem Ziel, eine über viele Jahrzehnte reichende Haltbarkeit zu erreichen.

Nach Ansicht des anerkannten Experten und Fachjournalisten Conrad Seidl, der vielen auch als Bierpapst bekannt ist, dürfte dieses Vorhaben der Schloßbrauerei eine kleine Weltsensation sein. Denn es sei bislang nicht bekannt, dass jemals eine Brauerei ein Bier mit der klaren Absicht braute, es hundert Jahre reifen zu lassen.

Als regionale Brauerei mit der Tradition von vierhundert Jahren des Bierbrauens will die bayerische Privatbrauerei mit diesem außergewöhnlichen Vorhaben „unser in die Zukunft blickendes Selbstverständnis deutlich machen und eine epochale Kostbarkeit für künftige Generationen schaffen. Mit der Überzeugung, dass unsere Brauerei auch in hundert Jahren noch eine private Brauerei in Familienbesitz ist, um dann beim 500-jährigen Jubiläum eine einzigartige Rarität zur Verkostung bieten zu können“, so der geschäftsführende Bevollmächtige der Inhaberfamilie Freiherr Franz Groß von Trockau, bei der Zugabe des Hopfens am Tag des Einbrauens.

Um die Voraussetzungen für die Entstehung eines einzigartigen Bieres zu schaffen, wurden überlieferte Rezepturen verwendet und Regeln angewendet nach Grundsätzen wie vor vierhundert Jahren. Gleichzeitig aber in Verbindung mit heutiger modernster Brautechnik, dem Wissen und dem Können der Unterbaarer Braumeister.

Nach rund einjähriger Vorbereitungszeit, kam es dann am 11. Juni 2008 zum Einbrauen. Eine solche außergewöhnliche Bierspezialität erfordert nicht nur einen sehr hohen Aufwand und allergrößte handwerkliche Braukunst sondern auch die Verwendung allerbester Zutaten wie ausgesuchte Malze aus der Region, ein hoher Anteil von Weizenmalz und Hallertauer Hopfen der dunklen Aromasorte „Perle“. Ein besonders hoher Stammwürzegehalt von deutlich über 20 Prozent ist eine der wichtigen Voraussetzungen um die Stabilität für lange Haltbarkeit zu schaffen, ebenso wie die Wahl der richtigen Hefe. Entgegen herkömmlicher Meinung sind, wie die Erfahrungen von Brauexperten zeigen, obergärige Biere für lange Haltbarkeit besser geeignet wie untergärige Biere. Entsprechend wird für das Unterbaarer Jahrhundertbier eine besonders robuste und langlebige obergärige Hefe beim Gärungsprozess verwendet.

Nach dem Brauvorgang wird die Reifezeit des Unterbaarer Jahrhundertbieres viele Jahrzehnte dauern.
Zur Begutachtung der Reifeentwicklung, des Geschmacks und der Aromen des Jahrhundertbiers soll In den folgenden Jahren periodisch eine offizielle Verkostung stattfinden, deren Ergebnisse veröffentlicht werden. Gleichzeitig sollen diese Verkostungen auch der jetzt lebenden Generation einen kleinen Trost dafür spenden, dass sie beim 500 jährigen Jubiläum wohl nicht mehr dabei sein werden können.

Schon heute sind sowohl die Verantwortlichen, aber auch viele interessierte Fachleute darauf gespannt, wie sich diese Biersensation in den nächsten Jahren entwickeln wird, nachdem immer wieder davon zu hören ist, dass jahrelang gereifte Biere eine Geschmacksvielfalt besonderer Aromen entwickeln, von Pfirsich über Vanille, Sherry-Noten, altem Port und Schokolade und dabei ein Farbenspiel zeigen, das von Kastanie bis zu lange gereiftem Cognac reicht.

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