Gerade gucke ich aus dem Fenster unserer Ferienwohnung auf Teneriffa und die Europa2 fährt in der Ferne an uns vorbei. Das erinnerte mich, nun endlich diesen Bericht zu schreiben.
Die MS Europa 2 ist ein Erlebnis – aber erst wenn man an Bord ist.
Es ist unsere 4. Reise mit der MS Europa gewesen. Seit der Übernahme durch die TUI ist der Buchungsprozess noch qualvoller geworden. Um das zu umgehen, habe ich diesmal über ein Reisebüro gebucht. Das ist in der Tat sinnvoller. Man spart sich den unangenehmen Ärger und Aufregung. Unser Reisebüro hat noch 3 % Rabatt auf den Reisepreis ausgehandelt, weil wir im Januar schon mitgefahren sind. Wir buchten ja bereits eine Kanarentour Anfang Januar. Weder die Webseite informierte damals oder heute, noch das HLC Sales Office, dass keine individuellen Landgänge möglich sind. Erst an Bord überraschte man uns damit. Das Sales Office hatte uns eine Kabine empfohlen, die in 5 von 6 Häfen auf der falschen Seite war und wir immer die Kai Mauer anstarren konnten, bzw. in Gran Canaria die japanischen Thunfisch Trawler, die Tag und nacht den Schiffsdiesel laufen liessen, so dass man kein Verlangen hatte, auf seiner Veranda zu sein. Für die Kanaren-Tour empfiehlt es sich, eine ungerade Kabinen-Nummer zu wählen.
Aber auch die ganze Abwicklung war schrecklich. Fehlinformationen und Inkompetenz. Da werden Monate und Jahre durcheinandergewürfelt. So forderte z.B. HLC uns auf, unser Baby testen zu lassen. Das wäre Gesetz für Kinder ab sechs Monaten. Gefordert wird es per Verordnung in Spanien für Kinder ab sechs Jahren. So gab es eine lange Reihe Merkwürdigkeiten. Die Damen der HLC beharrten auf ihre Fehlinformationen. Das fand ich besonders kurios. Nie ein Wort des Bedauerns oder eine Entschuldigung.
Als anständiger Journalist fragte ich die Presseabteilung an, ob ich den Küchenchef und den GM interviewen dürfte. Die Antwort erinnerte an diktatorische Staaten. Ich solle die Fragen vorab einreichen, damit der Küchenchef vorbereitet wird, was er antwortet. Bevor ich den Artikel publiziere, müsse ich diesen bei der TUI zwecks Korrektur einreichen.
Jetzt verstand ich einige der Jubelartikel, die ich z.B. in der Süddeutschen gelesen habe.
Ich habe empört verzichtet. Ich berichte ja nicht für die TUI, sondern für meine Leser. Und ich bin Vollzahler! Wenn ich nicht zahlen würde, würde ich unten am Artikel „unterstützt durch“ schreiben. Zu HLC Zeiten gingen Interviews problemlos.
Wir fragten an, ob wir bereits in Teneriffa einsteigen dürfen, wo das Schiff auf Reede lag, statt einen Flug nach Gran Canaria zu nehmen. Unmöglich. Das würden die Behörden nicht erlauben. Komisch, Fährfahrten sind doch auch erlaubt?
Ob wir denn von der nächsten Tour noch die Hälfte mitmachen dürften – natürlich gegen anteilige Bezahlung – um in Teneriffa auszusteigen. Da würden die Pandemieregeln der TUI nicht mitspielen, bekam ich zur Antwort. Da frage ich mich, wozu Geld verdienen, wenn der Staat stützt, wenn das Unternehmen groß genug ist ….
So eine Tour ist nicht billig. Ganz und gar nicht. Rechnen Sie mit 400 – 500 € pro Tag und Erwachsenen an Kosten. Zuzüglich Getränken und Landausflüge.
Landausflüge. Hier ist die HapagLloyd Cruises unredlich. Noch nie stand auf der Webseite, dass individuelle Landgänge nicht möglich sind. Manch einer wird an Bord überrascht.
Da ich aber schon von unserer Januar Tour wusste, dass es KEINE individuellen Landgänge gibt, fragte ich den Travel Concierge an, ob wir mal im Hafen Kaffee trinken gehen dürfen, ob man dafür einen Aufpasser gegen Bezahlung abstellen könne. Ja, das würde gehen, ABER man kann nur mit GUIDE und Auto individuelle Landgänge machen. Das kostet dann ca. 750 €.
Ich bat darum, er möge doch Möglichkeiten prüfen, ob man das für einen geringeren Betrag und kürzer verwirklichen könnte. Ich bekam eine Email im verbindlichen Ton zurück, man habe Verständnis und melde sich kurzfristig. Nie wieder etwas gehört!
Als ich mitbekam, dass nur 220 Passagiere an Bord sind, fragte ich an, ob wir ein Upgrade kaufen könnten. Nach zwei Erinnerungs-Emails antwortete dann die E2 Verkaufsabteilung. Man würde mir ein Sonderangebot machen können und mich in die nächste Kategorie, statt 28 qm dann 42 qm Suite, für „nur“ 705 €/Nacht upgraden. Das meinten die ernst. Für die 28 qm Suite zahlten wir 5100 € p.P. bei Einzelbelegung, Baby umsonst und Kinder bis 15 Jahren 90 €/Tag. Wir hatten 2 Suiten mit jeweils Baby bzw. Kind. Eine Suite wollten wir upgraden von Ocean Suite zu Grand Ocean Suite. Die Grand Ocean Suite ist etwas breiter und hat eine im Bad eingebaute Dampfsauna. Ausserdem gibt es vier Spirituosen als 0,5l Flaschen.
Wir kennen die Penthouse Suite mit Butler, die Grand Ocean und die normale Ocean Suite. Je nach Location auf dem Schiff kosten diese Kabinen unterschiedlich. Obwohl wir ziemlich verwöhnt sind, fanden wir die normale Ocean Suite in der billigsten Kategorie auf Deck 5 als ausreichend. Die Suite ist optimal gestaltet. Warum nun oben teurer ist, erschliesst sich uns nicht. Butler brauchen wir auch nicht. Unsere beiden Putzfrauen Agnes und Karen waren auch deutlich angenehmer als der Butler, der am Nachmittag kleine Kuchen bringt und ansonsten absolut nutzlos ist. Der kann noch nicht einmal den Koffer auspacken!
Ein Freund von uns, der uns ursprünglich die MS Europa2 empfohlen hat, war so abgenervt von der Abwicklung, dass er für die Familien keine zwei Kabinen buchte, was sein eigentlicher Plan war. Er blieb lieber auf Teneriffa.
Wer also auf dieses Schiff geht, wissend, dass es keine Landgänge geben wird, muss es schon sehr lieben. Und das tun wir.
Wir sind mit Canaryfly für 27 € pro Kopf und Strecke von TFN nach LPA geflogen. Dort nahmen wir den öffentlichen Bus, der halbstündig direkt zum Kreuzfahrt-Terminal für 2,85 € Euro /Person – Baby & Gepäck umsonst – fährt. Kurioserweise kostet die Fähre das Doppelte. Und für uns ist der Flughafen praktisch, weil wir da einen Mietwagen abgeben können und auch wieder bekommen.
Am Kreuzfahrtterminal lagen viele Schiffe, wie die Sea Clouds und die AIDA Perla. Wie üblich war nichts richtig ausgeschildert und man irrte umher, um den Zugang zur MS Europa2 zu finden. Aber das war das letzte Ärgernis.
Als wir nun das Schiff gefunden hatten, begrüßte uns David Wilms, der frischgebackene General Manager der E2, in seiner blütenweissen Uniform freundlichst. Von dem Moment an gab es nur noch Erholung und Freude.
Da wir sehr früh da waren, machten wir einen Antigentest an Bord und sind danach noch ein letztes Mal nach Las Palmas spazieren gegangen. Wenn Sie Kinder haben, besuchen Sie unbedingt das Museo Elder direkt am Hafen. Ganz toll. Mit Groupon zum halben Preis.
Leider ist das Einchecken zu Corona Zeiten nicht so eine Party wie sonst, aber sicher ist sicher. Und sicher ist es besser so! Wir fühlten uns die ganze Zeit an Bord sehr sicher.
Nachdem wir unser Glas Champagner auf der Kabine tranken, sind wir gleich den Gang runter zur Sportabteilung und meldeten uns für alle Nachmittagskurse an. Leider war Robert Huber diesmal nicht dabei, aber dafür konnten wir den Qi Gong und Tai Chi Trainer Awai Cheung kennenlernen. Da jeder von uns an Bord Sport machen möchte, müssen wir uns immer sofort anmelden, da die Kurse bereits am Abreisetag oft ausgebucht sind und es eine Warteliste gibt. Warum es nur so wenige Kurse bei so viel Bedarf gibt, erschliesst sich mir nicht. Gerade Awai Cheung war unheimlich nachgefragt und viele Mitreisende traurig, nicht in Qi Gong eingeführt zu werden. Die Kurse gehen jeweils 30 – 45 Minuten. Bis zu acht Teilnehmer dürfen teilnehmen. Dank des Sports haben wir das Schiff fitter verlassen als betreten. Die Kurse sind meist für alle Stufen gut geeignet.
In Lanzarote buchten wir für unseren 15jährigen Teenager einen organisierten Landgang: Die Feuerberge. Leider gab es den Ausflug nur mit Weinprobe. Die TUI muss ja noch etwas Provision verdienen … Sohnemann kam stockbesoffen und ziemlich glücklich nach Hause. Ich bat dann jemand vom Travel Concierge, zukünftig darauf zu achten, dass man Kinder nicht abfüllt. Ich sagte, für mich ist es erledigt. Ich wollte nur mitteilen, dass so eine Aktion blöd ist und möchte auch nicht weiter diskutieren. In 1/2 Jahr darf der Sohn offiziell Wein trinken. Trotzdem wurde der Sohn am nächsten Tag unangenehm angesprochen, wieso er denn keine Cola bestellt hätte … Offenbar hat Herr von Hofmann keine Kinder.
Was ist nun das Besondere der Europa 2? Es sind die Menschen die dort gerne arbeiten und die mit Hingabe den besten Service, den wir wir kennen, 24/7 geben. Die Kellner haben alle in den besten Häusern des Landes gelernt. Sie haben also die Basics. Aber viele haben auch das Gefühl für den Job. Sie lieben ihren Job. Und die Gäste lieben den Service. Bereits am 2. Tag wurden wir zu 80 % mit Namen angeredet. Bald wussten die Kellner, was wir gerne haben und wie. Der Service auf der Europa 2 ist sensationell gut.
Erstaunlicherweise ist die Küche deutlich weniger ambitioniert. Während der Service immer 2-3 Sternerestaurant Qualität hat, so kommt die Küche selten mal an 13 Punkte GM ran. Das hängt aber wohl auch sehr davon ab, wer gerade an welchem Posten ist. Es gibt sieben Restaurants, von HapagLloyd als Gourmet bezeichnet. Gourmet ist keins. Ordentlich sind sie alle. Aber auch mit Fehlern.
Sakura – Sushi Restaurant
„Wir nehmen Sie auf eine Reise nach Japan,“ wird man freundlich begrüßt. Mit Japan hat das ganze leider so überhaupt nichts zu tun. Eher mit Bangkok oder Manila Style Sushi. Es gibt auch keine große Fischauswahl, nur die Standardsorten Lachs, Thunfisch und Aal. Keinen Otoro oder Chutoro. Dafür wird auf alles merkwürdige Sauce geschmiert, wie eben in Bangkok oder Manila das gemacht wird. Freundlich gesagt, könnte man es kalifornisches Sushi nennen.
Das Sakura ist nicht unlecker und bei den Gästen durchaus beliebt. Man darf halt nur nicht glauben, es gäbe authentisches, japanisches Sushi.
Serenissimi
Ist ein italienisches Konzept, dass die italienische Küche etwas verfeinert. Die letzten Male waren wir enttäuscht, diesmal stimmten die Garzeiten und es war gut abgeschmeckt. Über italienische Küche kann ich leider mangels wissen nicht so viel sagen.
Elements
Soll die asiatischen Küchen repräsentieren. Von Vorderasien bis Südostasien. Das ist alles so ähnlich, aber immer dran vorbei. Elements fanden wir jedes Mal enttäuschend. Man sollte hier weg davon, zu behaupten, es wären libanesisch, Thai oder Indisch etc. Hier müsste ein Entwickler wie Tim Raue eine anständige, nachkochbare Speisekarte mit Asian Touch entwickeln. So ungern belügt man hier die Kellner, die nach tollem Service fragen, wie es geschmeckt hat. „War alles gut!“ und Frieden ist.
Tarragon
Das ist DAS Gourmet Restaurant laut HapagLloyd. Manchmal kommt gutes Handwerk von hier, manchmal ist es überwürzt oder der Garzeitpunkt nicht richtig. Hier müsste der Pass viel mehr aufpassen! Hübsches Restaurant mit meist akzeptablem Essen. Man könnte auch die einfacheren Speisen anbieten, wie Steak Frites, aber eben gut gemacht. Pommes z.B. kann man gut selber machen, statt der ekligen dicken TK Pommes, die es an Bord gibt.
Sansibar
Das ist das Restaurant, das fast immer geöffnet hat. Hier gibt es eher einfachere Sachen wie Currywurst oder sehr gute Spaghetti Agli Olio. Hier trifft man sich zum Schwofen und draussen darf geraucht werden.
Weltmeere
Das ist meist unser Lieblingsrestaurant gewesen. Es ist das Hauptrestaurant. Diesmal waren wir mit der Zubereitung gar nicht einverstanden. Die Garzeitpunkte wurden schlecht eingehalten. Dafür wurde nicht so offensiv gesalzen wie manchmal vorher.
YachtClub
Das ist das Casual Konzept mit Terrasse. Hier holt man sich am Büffet, worauf man Lust hat. Man kann draussen sitzen. Draussen gibt es eine Grillstation und eine Nudelbar. Das war auf der Ostertour unser Lieblingslokal. Auch haben wir hier immer gefrühstückt.
Alle Restaurants haben eins gemeinsam: Den weltbesten Service.
Hospital
Auf dem Schiff gibt es einen Bordarzt. Das war diesmal Dr. Schuster. Und wir brauchten ihn sogar. Unser Baby hatte wohl etwas nicht vertragen und erbrach sich einen Tag lang mit Fieber. Da war meine Frau sehr glücklich, dass Dr. Schuster ihn mal kurz untersuchte. Ich war glücklich, dass nichts auf der Bordrechnung stand. Am nächsten Abend steckte ich mich wohl beim Baby an. Meine vier Loperamid Tabletten waren schnell verbraucht. Ich bat am Morgen, meine Frau bei Dr. Schuster welche zu besorgen. Der musste aber Fiebermessen. Täglich von 8-12 Uhr mussten alle Passagiere Fieber messen lassen. Ich war dann auch kurz vor 12 zum Fiebermessen und Dr. Schuster bat mich dann zu warten, damit wir zum Hospital wegen der Tabletten gehen können. Im Hospital untersuchte er mich und wollte mir 50 Loperamid geben. Ich sagte, 10 Stück (ein 10er Streifen) reichen. Er gab mir zur Vorsicht zwei Streifen. Am nächsten Tag hatte ich 250 € „Hospitalkosten“ auf meinem Konto 😉 Alleine die 20 Loperamid Tabletten kosteten 63 €. In der Apotheke zahlt man 5 €. Ich wollte dann einen unbenutzten Streifen zurückgeben, das würde aber nicht gehen, meinte die Schwester. Da war wieder das Abzockgefühl.
Ich ignorierte es. Aber natürlich merkte ich es mir.
Zum Abschied bekommt jeder Gast seinen Covid19 Antigentest. Selbst unserem Baby wurde ein negativer Test ausgestellt, obwohl es nie getestet wurde.
Am letzten Tag muss man um 9 Uhr die Kabine verlassen und um 11 Uhr das Schiff. Wenn man keinen Transfer hätte, sollte man ihn für 58 € bestellen. Taxis gäbe es nicht. Natürlich warteten Taxis am Schiff (ca. 30 €/Taxi zum Flughafen). Wir durften noch unsere Koffer in der Zollhalle lassen und konnten wieder nach Las Palmas gehen, da unser Flug erst um 16 Uhr ging.
Wir hatten eine wirklich schöne Zeit an Bord. Nur dieses Abzockgefühl, dass immer mal wieder kam, nervte. Auch andere Passagiere sagten ähnliches. Früher soll es nicht so gewesen sein.
Auf Teneriffa lese ich in der Zeitung, wie sich Regierung und Handelsverband beschweren, dass die Kreuzfahrtschiffe die Touristen nicht mehr freilassen, aus Angst von den Einheimischen angesteckt zu werden. Die Menschen im Tourismus Sektor verhungern so langsam. Es gibt nicht diese Hilfen wie in Deutschland und viele waren schwarz angestellt, die haben jetzt nichts. Es ist also mächtig Druck da.
HapagLloyd Mitarbeiter sagen wiederum, sie würden ihre Lizenz für die Kanaren verlieren, wenn sie Touristen ohne Guide rauslassen. Man kann sich jetzt kaum vorstellen, wie z.B. auf El Hierro eine Ansteckung passieren sollte. Die Insel ist Covid19 frei.
Awai Cheung, der wunderbare Qi Gong Trainer, organisierte einen Landgang „Qi Gong am Strand“. Dafür wurde uns ein Guide beigestellt und jeder der 10 Leute musste 30 € für die Stunde Qi Gong bezahlen. Das war es aber auch wert. So hatten wir auch mal einen Landgang. Leider ohne Kaffee trinken. Dafür haben wir das Qi geweckt!
Am Ende überlegten wir, ob wir noch die nächste Tour fahren sollten. An Bord wollte man uns 3 % Rabatt geben, während Reisebüros 25 % angeboten haben. Aber eigentlich wollten wir mal wieder Land unter uns haben und haben uns trotz der schönen Zeit dagegen entschieden. Wir hatten wie immer auf der Europa 2 eine tolle und angenehme Zeit und wir sind der fantastischen Crew sehr dankbar für ihre Arbeit!
Reisebüros, die mir empfohlen wurden:
https://kreuzfahrtplus.de
https://www.emocean-cruises.com/
https://www.galeria-reisen.de/reisebuero/hannover-marktkirche/
https://www.kreuzfahrt1000.de/index.php/kreuzfahrten.html
https://www.ullmann-reisen.com
https://www.kreuzfahrerei.de
http://kreuzfahrten-mehr.de/
https://www.facebook.com/ctravelstallikon/ (Schweiz)
https://www.tui-reisecenter.de/wedemark1